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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 03/2013

V-Day – Valentinstag mal anders
von Angela Huemer

Das V in V-Day steht für Victory, Valentine und Vagina (V-Day ist ansonsten im englischsprachigen Raum der Begriff für den Tag, an dem die Alliierten 1944 an der Küste der Normandie landeten). Initiatorin des V-Days ist die amerikanische Autorin Eve Ensler, am bekanntesten ist wohl ihr Theaterstück Die Vagina-Monologe. Neben ihrer schriftstellerischen und künstlerischen Tätigkeit ist Eve Ensler Aktivistin gegen Gewalt gegen Frauen. Die V-Day-Bewegung hat bis dato mehr als 80 Mio. Dollar gesammelt, mit denen u.a. rund 12000 Programme gegen Gewalt gegen Frauen finanziert wurden, außerdem Frauenhäuser in Ländern wie Demokratische Republik Kongo, Haiti, Kenya, Ägypten und Irak.

2013 wurde zum 15. Mal der Valentinstag in einen feministischen Aktionstag verwandelt. Im Mittelpunkt der diesjährigen weltweiten Aktionen stand das Thema «Gewalt gegen Frauen».

Das diesjährige Motto «One Billion Rising» (Eine Milliarde [Frauen] steht auf) bezieht sich auf den Umstand, dass laut UN-Statistik ein Drittel aller Frauen weltweit irgendwann im Laufe ihres Lebens Opfer sexueller Belästigung oder Gewalt werden. Die Gewalt reicht von Diskriminierung bis zur genitalen Verstümmelungen, von häuslicher Gewalt bis zu systematischen Vergewaltigungen in Kriegs- und Krisenzonen. In ihrem Aufruf zum diesjährigen weltweiten Aktionstag schreibt Eve Ensler im Guardian, sie würde oft beschuldigt, eine aufreizende und extreme Sprache zu benutzen, wo sie doch nicht mal annähernd die Worte finden könne, um von den schrecklichen Vergehen gegen Frauen, die ihr berichtet werden und die sie unmittelbar mitbekommen hat, zu sprechen.

Im Mittelpunkt aller Aktionen stand der Tanz. So manche Feministin war davon zunächst irritiert, wie die Bloggerin Jill Filipovic: zu gefühlig, zu hippiemäßig etc. Von der Sinnhaftigkeit dieser Art Protest hat sie dann doch die Tatsache überzeugt, dass so vielen Frauen selbst die elementare Notwendigkeit verwehrt wird, sich in ihrem eigenen Körper sicher fühlen zu können, weil er ständig zum Anlass genommen wird, sie anzugreifen.

In Deutschland gab es am Valentinstag laut Tagesschau in 126 Städten Kundgebungen, nach Angaben der deutschen Internetplattform der Aktion, www.onebillionrising.de, mindestens 198 Veranstaltungen. In Osnabrück thematisierte die Aktion beispielsweise einen Vorfall im Dezember, als die Stadtverwaltung von Osnabrück von Bewohnerinnen des Frauenhauses Geld für ihren Aufenthalt kassieren wollte.

Der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe hat anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Gewaltschutzgesetzes einen Bericht herausgegeben, der belegt, dass der Gewaltschutz von Frauen allzu oft nicht ausreichend respektiert wird, vor allem nicht, wenn gemeinsame Kinder da sind (www.frauen-gegen-gewalt.de).

Bei der Berliner Kundgebung merkte eine BBC-Reporterin an, dass in Deutschland ein einfaches Nein nicht ausreicht, sprich juristisch erst dann eine Vergewaltigung vorliegt, wenn Gewalt offen angedroht bzw. angewendet wird. In England ist dies anders, dort reicht ein Nein, damit ein sexueller Übergriff als Vergewaltigung geahndet werden kann.

Eve Ensler verbrachte den V-Day in der City of Joy in Bukavu, eine Art Frauenhaus in der Stadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Kongo ist das Land, in dem es die meisten Vergewaltigungen, und oft ungeheuer brutale, gibt. Geleitet wird die City of Joy von Bahati Bachu, eine kongolesische Feministin, die am Frauentag 1999 Furore machte, als sie alle Frauen aufforderte, aus Protest zu Hause zu bleiben, was sie taten. Sie wurde dafür aus ihrer Position als regionale Frauenverantwortliche entlassen.

Jedes Jahr wird am V-Day – meist mit Hilfe von Aufführungen der «Vagina-Monologe» – Geld für Initiativen wie City of Joy gesammelt, bislang sind es schon mehr als 80 Millionen Dollar. Nicht nur Kundgebungen also, sondern ein ganz konkretes Engagement, das wie im Fall von City of Joy lebensrettend sein kann.

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