Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 02/2019

Organisieren – Kämpfen – Gewinnen stellt sich vor
von Violetta Bock

Gewerkschaftliche Mächtigkeit setzt Demokratie voraus. Und zwar weil eine Gewerkschaft aktive Mitglieder braucht, um stark zu sein – und weil Leute nicht lange aktiv bleiben, wenn sie nicht ernsthaft mitreden können.
Schon länger läuft die Diskussion um die Erneuerung der Gewerkschaften. Neue Beteiligungsformen werden ausprobiert, Organizing-Projekte angestoßen, Umstrukturierungen der Gewerkschaften finden statt. Offensivere Kämpfe werden geführt, wie in den Krankenhäusern, manchmal auch wieder abgeblasen aus Angst vor der eigenen Courage, wie bei der Post.
Als Initiative «Organisieren, Kämpfen, Gewinnen» (OKG) sehen wir es für die Erneuerung der Arbeiterbewegung als zentral an, dass kämpferische Kerne in Betrieben gestärkt und entwickelt werden. Für uns heißt das, nicht nur von den großen Ausnahmestreiks zu lernen – natürlich wollen wir auch von diesen lernen –, sondern auch vom Alltag, wie wir im ganz konkreten und ganz kleinen beginnen können, uns gegen die nächste Umstrukturierung zu wehren, weitere Kolleginnen zu gewinnen und nicht aufzugeben. Denn Gewerkschaft ist eben nicht nur die Tarifverhandlung alle zwei Jahre und ein bisschen Rechtsberatung dazwischen.
Gewerkschaft ist aber auch nicht nur die Spitze, die die Standortpolitik verteidigt. Gewerkschaft sind auch nicht nur die hauptamtlichen Gewerkschaftssekretäre, die Kämpfe bremsen, obwohl doch die Belegschaft bereit wäre vorzupreschen. Mit solchen Plattitüden werden wir nicht weiterkommen. Gewerkschaft sind wir, wenn wir sie als solche begreifen.
Dies setzt jedoch in vielen Fällen einen Aneignungsprozess voraus. Wir müssen daher nicht nur lernen, wie wir uns im Betrieb wappnen, sondern auch wie wir uns in unseren Organisationen verhalten, um Spielräume für offensive Politik zu erweitern. All das wird nicht gelingen, wenn hauptsächlich über die Kämpfe der Arbeitenden gesprochen wird, über ihre Bedingungen und über die Arbeitenden. Wir wollen, dass Beschäftigte selbst zu Wort kommen. Wir sehen hier eine Lücke, die es zu schließen gilt und wozu wir mit OKG beitragen wollen.
Mit OKG sind wir ein Projekt, das unabhängig von den Gewerkschaften existiert, aber parteiisch an der Seite all derer steht, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen und den Weg nicht in der Sozialpartnerschaft sehen. Wir kooperieren und suchen die Verbindung zu Sekretären, die diesen Weg auch innerhalb der Gewerkschaften anstreben, aber wir sind nicht vom Apparat abhängig.
Das letzte Jahr bestand vor allem darin, das Buch «Geheimnisse einer erfolgreichen Organizerin» zu verbreiten. Es bietet konkrete Schritte zum Aufbau von Betriebsgruppen an. Ebenso haben wir verschiedene Workshops gemacht, um dieses Wissen weiterzugeben, sowie Interviews mit betrieblich Aktiven. In diesem Jahr liegt unser Fokus auf der Organisierung der Konferenz am 26./27.Oktober in Kassel. Wie vor zwei Jahren sollen im Zentrum die Erfahrungen im Betriebsalltag stehen, um den Aufbau von Kernen zu befördern. Wer sich darin einbringen will, ist herzlich willkommen.

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