Roger Smith, Kap der Finsternis, München: Heyne 2010, 356 S., 8,95 Euro
Robert Littell, Die Söhne Abrahams, Frankfurt: S.Fischer 2010, 349 S., 8,95 Euro
Jo Nesbö, Headhunter, Berlin: Ullstein 2010, 302 S., 14,95 Euro
von Udo Bonn
Ganze Landschaften in Texas sind von der jahrzehntelangen Exploration von Öl und seiner Verarbeitung zerstört worden, die Luft ist zeitweise so giftig wie in den neuen Megacities. Durch diese Gegend treibt es die jugendlichen Gangster Eddie und Ray Bob, die für Pennys und Tankfüllungen Menschen umbringen. Besonders Ray Bob steigert sich immer mehr in einen Killerwahn und wird auch seinem Kumpel gefährlich, weil er befürchtet, die blutige Freundschaft könnte an Eddies Gefühlen für eine junge Frau zu Grunde gehen. Robbers ist ein mitreißender Thriller, der ganz am Ende die Fahne der Hoffnung auf Erlösung aus willkürlicher Unmenschlichkeit hochzieht.
Mit der gleichen Wucht kommt Kap der Finsternis an. Ein US-amerikanischer Spieler ist mit seiner schwangeren Frau und seinem Sohn nach Kapstadt geflohen. Zurückgezogen leben sie ein zwar unbefriedigendes, aber finanziell abgesichertes Leben, bis zwei junge Kerle aus den Cape Flats bei ihnen einbrechen. Jack Burn tötet die beiden. Und damit beginnt das Ende der Zufluchtsstätte und das Ende der Familie, denn Rudi Barnard, ein rassistischer Polizeikiller, ein Überbleibsel der Todesschwadronen aus der Apartheid, findet die Leichen und nimmt ohne Auftrag Ermittlungen auf, genau so tödlich wie in seiner Vergangenheit.
Der Thriller Die Söhne Abrahams ist Robert Littells Auseinandersetzung mit dem Nahostkonflikt. In Kürze soll ein Friedensvertrag zwischen Israel und den Palästinensern abgeschlossen werden. Da wird der ultraorthodoxe Rabbiner Apfulbaum, der schon in der israelischen Gesellschaft für Aufsehen wegen seiner Unnachgiebigkeit gegenüber den Palstinensern gesorgt hat, entführt. Dr.Al-Shaath, der Kopf der Entführer, steht mit seinem religiösen Fanatismus seinem jüdischen Kontrahenten in nichts nach. Beide wollen den Friedensvertrag nicht, beide leiten die Ansprüche auf das ungeteilte Land aus ihrem Glauben ab. Und je näher das israelische Kommandounternehmen dem Versteck kommt, umso mehr nähern sich der Doktor und der Rabbi in ihrer Auseinandersetzung persönlich an. Die Anerkennung der Hingabe zu Gottes Wort, die Erkenntnis, dass der religiöse Wahn aufrechte Motive hat, macht die beiden zu Freunden im Tod.
Headhunter ist Jo Nesbös erste deutsche Verffentlichung ohne Kommissar Harry Hole. Roger Brown ist ein kleiner Kerl und auch nicht besonders gutaussehend, moralisch ist er ein Miststück, aber er steht ganz oben auf der Karriereleiter: Wenn Konzerne ihre Führungspositionen neu besetzen wollen, gehen sie zu ihm, dem norwegischen Top-Headhunter. Er genießt die Spielchen mit den Bewerbern, die er nach alten FBI-Methoden abcheckt und dabei ganz schön fertig macht. Aber er überprüft dabei nicht nur die Qualifikationen der Aspiranten, sondern erforscht auch deren Besitztümer. Denn obwohl Brown gut verdient, leistet er sich und seiner Frau einen Lebensstil, den sie sich eigentlich nicht leisten können. Alles geht solange gut, bis Brown in der Galerie seiner Frau Clas Greve kennen lernt, es ist so etwas wie ein Lotteriegewinn für einen Headhunter. Eine Fehleinschätzung, und Brown muss um sein Leben kämpfen, trauen kann er niemandem mehr.
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