Afrikanische Wissenschaftler züchten eine Banane mit Paprikagen. Wird dadurch der Hunger bekämpft, oder stehen andere Interessen dahinter?
In letzter Zeit häufen sich Berichte über den Einsatz grüner Gentechnik in der afrikanischen Landwirtschaft. So wollen afrikanische Wissenschaftler Bananen ein Gen der grünen Paprika einpflanzen. Dieses Gen enkodiert bestimmte Proteine, damit soll die Resistenz der Nutzpflanze gegenüber tödlichen Krankheiten, wie die sich in Ost- und Zentralafrika schnell ausbreitende Krankheit «Banana Xanthonmas Wilt», verbessert werden. Dabei werden die befallenen Zellen abgetötet; bei Nachbarpflanzen und weiter entfernten Pflanzen werden die Abwehrkräfte aktiviert. Das Verfahren heißt Hypersensitivity Response.
Grundsätzlich wird dieses Verfahren vor allem in der ökologischen Landwirtschaft verwendet, z.B. durch den Einsatz von natürlichen Pflanzenstärkungsmitteln – es ist dort eine sinnvolle Alternative zum Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Problematisch am Einbau des Paprikagens in die Banane ist jedoch die Erzeugung einer transgenen Pflanzen.
Im August meldeten afrikanische Wissenschaftler erste Erfolge bei der Übertragung des Gens auf Bananen. Nun werden die ersten Versuchsplantagen angelegt. Solche Erfolge haben vor allem zur Folge, dass in Afrika weiter mit Gentechnik experimentiert wird. Gentechnik-Versuche gibt es in Afrika allerdings schon länger. Die wichtigsten Beispiele sind:
Ende der 90er Jahre wurden in Sambia Feldversuche mit Bt-Baumwolle durchgeführt, sie wurden jedoch nach kurzer Zeit eingestellt. In Kenia sollten genmanipulierte Süßkartoffeln eingeführt werden, die laut Forscher einen hohen Ertrag versprachen – ein ähnlich hoher Ertrag wurde jedoch auch mit konventionell gezüchteten Sorten erreicht. Hier ging es um die Resistenz gegen eine Viruskrankheit.
In der Hungerkrise 2005 in Sambia wollten die USA Bt-Mais als Hilfe schicken, das lehnte Sambia mit dem Hinweis ab, es bestehe Angst vor keimfähigen Körnern, die zu Auskreuzungen führen könnten. Darauf sprangen andere Länder wie Indien oder Kenia mit direkten Nahrungsmittel- bzw. finanziellen Hilfen ein, sodass Sambia in den Nachbarländern einkaufen konnte.
Abhängigkeiten
Die Beispiele zeigen, dass es sich bei den genveränderten Nutzpflanzen entweder um Pflanzen handelt, die für den Export bestimmt sind (Baumwolle) oder um Nahrungspflanzen für die arme Bevölkerung. Aber jedes Beispiel zeigt auch, dass es Alternativen zum Einsatz der Gentechnik gab und gibt.
Die Gentechnikbefürworter führen immer das Argument der Hungerbekämpfung an. Jedoch stößt die sogenannte grüne Gentechnik in Afrika, ausgenommen Südafrika, auf Ablehnung. Wird mit Gentechnik dadurch der Hunger bekämpft, oder stehen andere Interessen dahinter? Mit finanzieller Hilfe startet die US-Agrarindustrie immer neue Experimente, um die Gentechnik in Afrika zu etablieren. KleinbäuerInnen haben es jetzt schon schwer, an Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu kommen. Genverändertes Saatgut ist in der Herstellung deutlich teurer und wird meist von den Saatgutherstellern, in der Regel große Konzerne wie Monsanto u.a., vertrieben. Dadurch wird es für KleinbäuerInnen noch schwieriger zu überleben. Außerdem wird dadurch ihre Abhängigkeit von den Dünge- und Pflanzenschutzmittel dieser Konzernen gefördert.
Bei den genveränderten Sorten handelt es sich meist um Hochleistungssorten, die synthetischen Dünger benötigen und mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden müssen, um wirtschaftlich angebaut werden zu können. Die müssen die Bauern von den Agrokonzernen kauften. Die finanzielle Belastung und die Abhängigkeit von den Konzernen sprechen dagegen, dass mit Hilfe grüner Gentechnik eine nachhaltige Hungerbekämpfung möglich wäre.
Alternativen
Es gibt Alternativen, um die Erträge nachhaltig zu steigern, z.B. verbesserte und umweltgerechte Anbauverfahren. Das Ziel eines jeden afrikanischen Landes sollte das Erreichen einer möglichst vollständigen Ernährungssouveränität sein. Das bedeutet, dass Staaten bzw. Regionen möglichst unabhängig von Importen sind und nur das exportieren, was sie für die einheimische Ernährung wirklich nicht brauchen.
In Bezug auf die Gentechnik kann man schon fast davon sprechen, dass Afrika von der Biotechnologiebranche kolonialisiert wird. Afrika dient der Biotechnologieindustrie als neues Testfeld, um unter dem Vorwand der Hungerbekämpfung mit gentechnisch veränderten Pflanzen Profite machen zu können. Dabei werden nicht nur unkalkulierbare Risiken in Kauf genommen, sondern auch völlig am Bedarf und an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbei geforscht und produziert.
Alternativen sind in der traditionellen Landwirtschaft zu suchen. Mischkulturen und ein standortgerechter Anbau mit einer standortgerechten Fruchtfolge versprechen Erfolg. Auch der Aufbau von Kooperativen und Ähnlichem sind zu unterstützen. Auf diesem Weg können die Regionen Afrikas Ernährungssouveränität erreichen.
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