Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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Krimi 6. Dezember 2010
Stuart MacBride Blinde Zeugen, Manhattan: 2010, 606 Seiten, 14,99 Euro
Ken Bruen
London Boulevard, Frankfurt: Suhrkamp 2010, 262 Seiten, 8,95 Euro
von Udo Bonn

Seit dem Ölboom vor der schottischen Küste ist die Polizeiarbeit in Aberdeen nicht leichter geworden. Die Fördertürme und das damit verdiente Geld ziehen auch das Verbrechen in die Stadt aus Granit. Und so bleibt lange unklar, ob die bestialischen Blendungen von osteuropäischen Migranten das Werk von Rassisten ist oder ob es sich um Revierkämpfe der eingewanderten Mafia handelt.

Detective Sergeant McRae ist ein ordentlicher Polizist, nicht korrupt, intelligent, bemüht in seiner Arbeit. Und obwohl nicht nur er, sondern auch seine Kollegen davon überzeugt sind, dass er einen guten Job macht, wird ein ausgemachter Trottel bei der Beförderung bevorzugt. Trotz seines Frusts nimmt sich Logan McRae der Fälle an, begleitet von seiner direkten Vorgesetzten DI Steel, die ihn zunehmend nervt. Um dem Kinderwunsch ihrer Frau entgegen zu kommen, versucht sie McRae zum Samenspenden zu überreden – mit immer drastischeren Methoden.

In Stuart MacBrides fünftem Roman Blinde Zeugen kommen die Unterschiede zu den Büchern von Ian Rankin, mit dem er allzu oft verglichen wurde, deutlicher zu Tage. MacBrides Geschichte hat mehr Tempo und die Schilderung der Polizeitruppe als einen Haufen von Versagern – ihre slapstikartigen Einsätze haben schon eine besondere Qualität – bringen den Leser häufig zum Schmunzeln, trotz der mörderischen Hintergründe.

Die Geschichte von einem aus der Haft Entlassenen, der sich nie wieder was zu Schulden kommen lassen will und sich dann erst recht in Verbrechen verwickelt, ist schon häufig geschrieben und die ganze Filmgeschichte hindurch auf die Leinwand gebracht worden. Eine neue Variante erzählt in Höchstgeschwindigkeit Ken Bruen in London Boulevard.

Mitchell wird entlassen, von einem ehemaligen Kumpel aufgegabelt, in Geldeintreibergeschäfte verwickelt, aus denen er durch einen Job bei einer ehemaligen Theaterschauspielerin herauszukommen glaubt. Seine Zukunft soll in Notting Hill und nicht in den Trabantenvierteln Londons liegen. Doch die Diva ist ihm zu sehr zugetan, der Gangsterboss zu gekränkt, als dass sich die Konflikte ohne Gewalt lösen ließen. Und dann gibt es noch die kleptomanische Schwester und eine Frau, die die wahre Liebe bringt.

Ganz nebenbei stellt sich Mitchell als Kenner des Krimigenres heraus. Man muss sich nur die genannten Autoren merken, in den Buchhandlungen nach ihren Titeln suchen und kommt auf diese Weise zu spannenden Winterabenden.

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