von Hanna Behrend
Aus Anlass ihres Todes am 30.11.2010 bringen wir Auszüge aus einem Text, den Hanna Behrend 2003 geschrieben hat.*
Massenverfolgungen und -ausrottungen Unschuldiger im Auftrag von Amtsträgern sind in der Geschichte der Menschheit nichts Ungewöhnliches. Die Verfolgung und Hinrichtung wegen Hexerei von Frauen, aber auch Männern vor allem in Europa zwischen dem 15. und 18.Jahrhundert war zwar keineswegs die früheste Massentötung unschuldiger Menschen, sie war aber eine der spektakulärsten und folgenreichsten in der Geschichte.
Während Thomas von Aquin [noch] jegliche Verhütungspraxis für sündhaft und bußbedürftig, nicht aber für Mord hielt, übertraf die im 13.Jahrhundert von dem Dominikaner Raimund von Penaforte im Auftrag Papst Gregor IX. herausgegebene Sammlung päpstlicher Dekretalen, si aliquis, die bis dahin übliche restriktive und sinnenfeindliche Haltung der Kirche zu Ehe und Nachwuchs erheblich. Jegliche Verhütung galt fortan als Mord, was im Widerspruch zum vorherigen Kirchenrecht stand, dem zufolge erst «die Abtreibung eines beseelten Fetus als Mord unter Strafe» gestellt wurde, d.h. eines Fetus von ca. 80 Tagen.
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