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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 05/2011
Das furchtbare Geheimnis der Atomkraftwerksbetreiber
von David Jiménez
Japanische Unternehmen stellen seit Jahrzehnten Bedürftige ein, um Atomanlagen zu reinigen. Viele sterben an Krebs. Im Jahr 2003 schrieb David Jiménez über diesen unglaublichen Skandal den nachstehenden Artikel für die Zeitschrift Crónica, die Sonntagsbeilage von El mundo, der zweitgrößten spanischen Tageszeitung. Leider hat er an Aktualität nichts eingebüßt.
Im Reaktorblock 1 in Fukushima gibt es für Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben, immer einen Arbeitsplatz. Matsushita schlief gerade in den vier Kartons, die in einem Park in Tokio sein Zuhause geworden waren, als sich zwei Männer näherten, um ihm einen Job in Fukushima anzubieten. Keine besonderen Fähigkeiten wären erforderlich, sie würden ihm das Doppelte von seinem letzten Job als Hilfsarbeiter zahlen, und er wäre in 48 Stunden wieder zurück. Zwei Tage später wurden Matsushita, der früher einmal Manager gewesen war, und zehn weitere Obdachlose in die 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt gelegene Atomanlage transportiert und als Reinigungsarbeiter registriert.

Als der Vorarbeiter Spezialanzüge verteilte und sie in einen riesigen, zylinderförmigen Raum führte, fragte einer der neuen Hilfsarbeiter, was sie denn eigentlich reinigen sollten. Wegen der hohen Temperatur (30–50°C) und der großen Feuchtigkeit mussten die Arbeiter alle drei Minuten rausgehen, um nach Luft zu schnappen. Die Geigerzähler schlugen so weit über der Höchstgrenze aus, dass befürchtet wurde, sie könnten kaputt zu gehen. Einer nach dem anderen nahmen sich die Männer die schützenden Gesichtsmasken ab. «Unsere Brillengläser beschlugen, und wir konnten nichts sehen. Aber wenn wir die Arbeit nicht rechtzeitig beendeten, würden sie uns nichts zahlen», erinnerte sich der 53-jährige Matsushita. «Ein Kollege sagte zu mir: ‹Wir sind in einem Kernkraftwerk.›»

Drei Jahre nach dieser Arbeit in Fukushima warnte ein gelbes Plakat mit japanischen Schriftzeichen die Obdachlosen im Shinjuku-Park in Tokyo davor, in Atomkraftwerke zu gehen: «Nimm die Arbeit nicht an, sie wird dich töten.» Die Warnung kam für viele zu spät. Über drei Jahrzehnte lang war die Anwerbung von Bettlern, Kleinkriminellen, Immigranten und Armen zur Ausführung der risikoreichsten Arbeiten in japanischen Atomkraftwerken Routine. Und sie ist es heute noch. Zwischen 700 und 1000 Obdachlose sind daran gestorben und weitere Tausend in dieser Zeit an Krebs erkrankt, das ergaben Untersuchungen Yuko Fujitas, Physikprofessor an der renommierten japanischen Universität Keio.

Das bestgehütete Geheimnis
Die Nuklearsklaven sind eins der am besten gehüteten Geheimnisse Japans. Nur sehr wenige Menschen wissen von dieser Praxis, in die einige der größten Unternehmen des Landes und die gefürchtete Yakuza-Mafia verwickelt sind; letztere kümmert sich darum, Obdachlose für die Energiekonzerne zu rekrutieren und unter Vertrag zu nehmen. «Die Mafias funktionieren als Zwischenhändler. Die Unternehmen zahlen ihnen 30.000 Yen (215 Euro) für einen Tag Arbeit, aber der Arbeiter selbst erhält nur 20.000 Yen (142 Euro). Die Differenz behalten die Yakuza ein», erklärt Kenji Higuchi, ein japanischer Reporter, der das Drama der japanischen Bettler seit über 30 Jahren untersucht und fotografisch dokumentiert.

Higuchi und Professor Fujita gehen jede Woche zu den Obdachlosen, um sie auf die drohenden Gefahren hinzuweisen und sie zu drängen, ihre Fälle vor Gericht zu bringen. Higuchi versucht es mit seinen Bildern, Fujita mit einer Studie über die Auswirkungen der Radioaktivität: Sie wollen die japanische Regierung, die multinationalen Energieunternehmen und die Anwerbernetze herausfordern, um diesen Missbrauch von Gelegenheitsarbeitern zu beenden.

Die Praxis begann stillschweigend in den 70er Jahren und weitete sich seither so stark aus, dass die Atomkraftwerke von der Anwerbung von Obdachlosen zur Aufrechterhaltung ihres Betriebes völlig abhängig geworden sind. «Japan ist der Ort der Moderne und der aufgehenden Sonne, aber die Welt muss wissen, dass es für diese Menschen auch eine Hölle ist», sagt Higuchi.

Japan hat eine der spektakulärsten Veränderungen des 20.Jahrhunderts durchgemacht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lag es in Trümmern, danach stieg es zur technologisch fortgeschrittensten Gesellschaft der Welt auf. Dies führte zu einer großen Nachfrage nach Strom, weshalb Japan zu einem der am stärksten von der Atomkraft abhängigen Länder wurde. Mehr als 70.000 Menschen arbeiten ständig in 17 Atomkraftwerken mit 52 Reaktoren, die über das ganze Land verteilt sind.

Für die eher technischen Aufgaben haben die Atomkraftbetreiber eigene Angestellte eingestellt, doch zu mehr als 80% bestehen die Belegschaften aus Arbeitern ohne Ausbildung, die zeitlich befristet aus den am stärksten benachteiligten Schichten der Gesellschaft rekrutiert werden. Sie werden für die risikoreichsten Aufgaben eingesetzt, angefangen bei der Reinigung von Reaktoren bis hin zur Dekontamination im Falle von Lecks, oder Reparaturarbeiten an Orten, an die sich ein Ingenieur niemals wagen würde.

Großer Verbrauch
Nubuyuki Shimahashi wurde vor seinem Tod 1994 etwa acht Jahre lang für solche Aufgaben eingesetzt. Der junge Mann entstammte einer armen Familie Osakas, hatte die Schule beendet und fand sich auf der Straße wieder, als ihm eine Arbeit im Atomkraftwerk Hamaoka Shizuoka, dem zweitgrößten des Landes, angeboten wurde. «Jahrelang war ich blind, ich wusste nicht, wo mein Sohn arbeitete. Jetzt weiß ich, dass sein Tod Mord war», klagt seine Mutter Michiko. Die Shimahashi waren die erste Familie, die nach einem langen Prozess vor Gericht Erfolg hatte.

Das Gericht stellte fest, dass das Atomkraftwerk für die Leukämie und den Knochenkrebs verantwortlich ist, der Nubuyuki verzehrte, ihn für zwei Jahre ans Bett fesselte und seinem Leben unter unerträglichen Schmerzen ein Ende bereitete. Nubuyuki Shimahashi starb im Alter von 29 Jahren.

Die Aufdeckung der ersten Missbräuche in der Atomindustrie hat die Praxis der Anwerbung von Armen nicht gestoppt. In kurz aufeinander folgenden Abständen ziehen weiterhin Männer, von denen niemand weiß, in wessen Auftrag sie handeln, durch die Parks von Tokyo, Yokohama und anderen Städten und bieten Obdachlosen Arbeit an, deren Risiken sie verschweigen und vertuschen. Die Atomkraftbetreiber brauchen für ihre Anlagen jedes Jahr mindestens 5000 Zeitarbeiter, Professor Fujita vermutet, dass mindestens die Hälfte von ihnen obdachlos ist.

Vor nicht allzu langer Zeit waren Bettler und Obdachlose auf den Straßen Japans eine Seltenheit. Das hat sich geändert, und so gibt es für die Atomkraftbetreiber Arbeitskräfte im Überfluss. Japans Wirtschaft befindet sich seit Anfang der 90er Jahre im Niedergang, Tausende von Lohnarbeitern wurden entlassen. Viele Erwerbslose ertragen die Erniedrigung nicht, ihre Familien nicht ernähren zu können, und nehmen sich das Leben – in Japan gibt es 30.000 Selbstmorde im Jahr; andere werden obdachlos.

«Nukleare Zigeuner»
Die Obdachlosen, die Arbeit in den Atomkraftwerken annehmen, werden zu Genpatsu-Gypsies (nuklearen Zigeunern). Der Name bezieht sich auf das Nomadenleben, das sie von Atomanlage zu Atomanlage führt, auf der Suche nach Arbeit, bis sie krank werden und, in den schlimmeren Fällen, einsam sterben.

«Die Anwerbung der Armen ist nur mit dem Einverständnis der Regierung möglich», beschwert sich der Journalist und Fotograf Kenji Higuchi, der mehrere Menschenrechtspreise gewonnen hat. Die japanischen Behörden haben die Menge an Radioaktivität, der eine Person innerhalb eines Jahres ausgesetzt sein darf, auf 50 mSv (Millisievert) festgelegt, das liegt weit über dem Wert von 100 mSv innerhalb von fünf Jahren, der in den meisten Ländern gilt. Theoretisch beschäftigen die Atomkraftwerke die Obdachlosen, bis sie das Strahlenmaximum abbekommen haben, danach werden sie «zum Wohl ihrer Gesundheit» entlassen und erneut auf die Straße geschickt. Nur Tage oder Monate später werden dieselben Arbeiter unter falschem Namen wieder eingestellt. Nur so erklärt sich, dass viele von ihnen im Laufe von fast zehn Jahren überhöhten Dosen von Radioaktivität ausgesetzt waren, die die erlaubten Grenzwerte hundertfach überschritten.

Nagao Mitsuaki bewahrt immer noch das Foto auf, das ihn bei der Arbeit an seinem Arbeitsplatz zeigt. Es zeigt ihn kurz vor einer Reinigungsoperation im Atomkraftwerk Tahastuse, in dem er fünf Jahre lang arbeitete, bevor er an Krebs erkrankte. Auf dem Bild trägt er einen Schutzanzug, das war aber nicht immer der Fall. Jetzt, im Alter von 78 Jahren, und nachdem er die letzten fünf Jahre damit zugebracht hat, den Knochenkrebs zu bekämpfen – es ist die unter den Genpatsu-Gypsies am stärksten verbreitete Krankheit –, hat Nagao sich entschlossen, die Betreiber und die japanische Regierung zu verklagen.

Das Bemerkenswerte daran ist, dass er keiner der Obdachlosen ist, die  unter Vertrag genommenen wurden, sondern ihr Vorarbeiter, der ihnen Anweisungen gab. «Sie kamen in der Annahme, dass bei einer Arbeit, die für Großunternehmen erledigt wird, nichts Schlimmes geschehen könne. Aber diese Unternehmen nutzen ihr Ansehen, um die Menschen zu hintergehen, sie werben sie für sehr gefährliche Arbeiten an, bei denen die Menschen vergiftet werden», erzählt Nagao bitter. Die Hälfte seines Körpers ist gelähmt, auch er war Strahlungsdosen ausgesetzt, die über dem Grenzwert lagen.

Im Lauf von mehr als 30 Jahren hat Kenji Higuchi Dutzende von Opfern der Arbeit in Atomkraftwerken interviewt, ihre Erkrankungen dokumentiert und gesehen, wie viele von ihnen geschwächt in ihren Betten dahinsiechten, bevor sie starben. Vielleicht deshalb, weil er das Leiden der Benachteiligten aus der Nähe gesehen hat, hat der nun zum Forscher gewandelte Fotograf kein Probleme damit, die Namen der multinationalen Unternehmen zu nennen, die Bettler und Obdachlose auf diese Weise indirekt unter Vertrag nehmen: «Panasonic, Hitachi, Toshiba...»

Hiroshima und Nagasaki
Die Unternehmen nehmen die Arbeiter unter Vertrag, damit sie bei einer anderen Firma arbeiten. Dieses System entbindet sie der Verantwortung, weiter für die Arbeiter zu sorgen und ihren Gesundheitszustand zu verfolgen. Der größte Widerspruch ist, dass dieser Missbrauch ausgerechnet in jener Gesellschaft – und praktisch ohne Protest – stattfindet, die die Folgen der Atomenergie weltweit am besten kennt.

Am 6.August 1945 warfen die USA über der bis dahin unbekannten Stadt Hiroshima eine Atombombe ab, die bei der Explosion 50.000 Menschen das Leben kostete. Weitere 150000 starben in den folgenden fünf Jahren an den Folgen der Strahlung. Wenige Tage später wiederholten sie dies mit dem Abwurf einer zweiten Bombe über Nagasaki.

Eine Studie hat die Auswirkungen dieser Atomexplosionen und der Strahlung, die sie freigesetzt haben, untersucht und sie zur Grundlage genommen um zu berechnen, welchem Risiko die Nukleararbeiter ausgesetzt. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass von 10.000 Gelegenheitsarbeitern, die in japanischen Atomkraftwerken eingesetzt werden, bis zu 17 ein 100%iges Risiko haben, an Krebs zu erkranken. Bei sehr viel mehr von ihnen besteht eine «hohe Wahrscheinlichkeit», dass sie dasselbe Schicksal erleiden. Seit den 70er Jahren wurden über 300.000 Arbeiter in japanischen Atomkraftwerken eingesetzt.

Professor Fujita und Kenji Higuchi stellen sich deshalb unentwegt dieselben Fragen: Wie viele Opfer werden in diesem Zeitraum gestorben sein? Wie viele sind dahingesiecht ohne zu protestieren? Wann wird es nicht mehr zugelassen werden, dass die reiche japanische Gesellschaft ihren Energiebedarf mit Hilfe der Opfer der Armen abdeckt?

Die Regierung und die Konzerne verteidigen sich damit, es sei niemand gezwungen worden, in Atomkraftwerken zu arbeiten, jeder Arbeiter könne hingehen, wohin es ihm gefällt. Ein Sprecher des japanischen Arbeitsministeriums sagte gar: «Es gibt Arbeiten, bei denen die Menschen radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind, und die verrichtet werden müssen, um die Stromversorgung aufrechtzuerhalten.»

Zweifellos sind Bettler und Obdachlose dazu bereit, solche Arbeitsplätze anzutreten. Ein Arbeitstag in der Reinigung von Atomkraftwerken oder der Dekontamination eines Gebiets, in dem Radioaktivität ausgetreten ist, wird doppelt so hoch entlohnt wie ein Arbeitstag auf dem Bau, wo es fast nie Arbeit für sie gibt. Die Mehrzahl von ihnen träumt davon, sich dank der neuen Arbeit wieder in die Gesellschaft integrieren zu können oder wieder mit ihren Familien zusammenzukommen.

Wenn sie das AKW erst einmal betreten haben, brauchen sie nicht mehr lang um zu verstehen, dass ihr Schicksal darin besteht, innerhalb kurzer Zeit weggeworfen zu werden. Zeugenaussagen verschiedener Opfer bestätigen, dass normalerweise in den Risikozonen Geigerzähler eingesetzt werden, doch diese würden von den Vorarbeitern in aller Regel manipuliert. Manchmal sind es gar die Arbeiter selbst, die die tatsächliche Belastung verheimlichen, aus Angst, durch andere ersetzt zu werden, sobald herauskommt, dass sie einer übermäßigen Strahlendosis ausgesetzt waren. «Wenn die Strahlung hoch ist, öffnet niemand den Mund aus Angst, dass sie nicht weiter arbeiten dürfen», sagt Saito, einer der Obdachlosen aus dem Ueno-Park in Tokyo, der «verschiedene Arbeiten in Atomkraftwerken» verrichtet hat.

Vertuschung
Fehlende Ausbildung und Vorbereitung auf die Arbeiten im Atomkraftwerken führen dazu, dass es in bestimmten Abständen zu Unfällen kommt, die verhindert werden könnten, wenn die Beschäftigten die richtigen Anweisungen erhielten. «Es scheint niemanden zu interessieren. Sie werden ausgewählt, weil niemand nach ihnen fragt, wenn sie eines Tages nicht wieder zur Arbeit kommen», sagt Higuchi.

Wenn ein Zeitarbeiter in die Krankenstation des Atomkraftwerks oder in ein Krankenhaus der Umgebung eingeliefert wird, verheimlichen die Mediziner systematisch die Strahlenmenge, der er ausgesetzt war, und schicken ihn mit einem Tauglichkeitsattest an die Arbeit zurück.

Die verzweifeltsten Obdachlosen arbeiten tagsüber in einem Atomkraftwerk und nachts in einem anderen. In den letzten Jahren – vor allem dank der Arbeit von Fujita und Higuchi – haben einige Kranke angefangen, Erklärungen einzufordern. Das ist noch kein Protest, aber für die Mehrzahl eine Möglichkeit. Kunio Murai und Ryusuke Umeda, zwei Nuklearsklaven, die nach mehreren Arbeitsverträgen schwer erkrankt sind, sahen sich gezwungen, ihre Klage zurückzuziehen, nachdem eine der Yakuzagruppen ihnen mit dem Tod gedroht hat.

Hisashi Ouchi war einer der drei Arbeiter, die sich im September 1999 in der Anlage des AKW Tokaimura aufhielten, als eine unkontrollierte Kettenreaktion einsetzte und hohe Mengen an Radioaktivität austraten. Er bekam eine Strahlendosis, die den Grenzwert um das 17000-fache überschritt. Nach 83 Tagen starb er im Krankenhaus, obwohl er täglich Bluttransfusionen erhalten hatte und sein Haut transplantiert wurde.

Das Arbeitsministerium veranlasste eine gründliche Inspektion aller Atomanlagen, aber die Betreiber wurden 24 Stunden vorher gewarnt, was ihnen erlaubte, Unregelmäßigkeiten zu vertuschen. Trotzdem bestanden nur zwei der 17 Atomkraftwerke den Test. In den restlichen wurden bis zu 25 Verstöße festgestellt, darunter fehlende Ausbildung, fehlende Kontrolle der Strahlenbelastung der Arbeiter und die Nichteinhaltung auch nur der minimalsten gesetzlich vorgeschriebenen medizinischen Kontrollen.

Die Praxis der Beschäftigung von Gelegenheitsarbeitern wurde dennoch fortgesetzt. Die Betreiberin des AKW Fukushima, wo Matsushita und weitere zehn Obdachlosen gearbeitet haben, wurde mehrfach öffentlich dafür angeklagt, dass sie systematisch Arbeiter von der Straße einsetzte. Yuko Fujita, der Wissenschaftler an der Universität von Keio, versichert, 1999 habe das Unternehmen mehr als tausend Arbeiter beschäftigt, um den Sarkophag zu ersetzen, der einen der Reaktoren umgab.

Matsushita gesteht, drei Jahre nach seiner Erfahrung in Fukushima «zwei oder drei weitere Jobs» angenommen zu haben. Im Gegenzug hat er das einzige verloren, was ihm geblieben war: die Gesundheit. Vor einigen Monaten begannen ihm die Haare auszufallen, dann kamen die Übelkeitsanfälle, später wurde bei ihm eine degenerative Erkrankung festgestellt. «Sie haben mir gesagt, dass mich ein langsamer Tod erwartet», sagt er.

www.elmundo.es/cronica/2003/ 399/1055060977.html
(Übersetzung: A.Digger)

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