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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 09/2011
Nicht der Atomausstieg, E.on vernichtet Arbeitsplätze

von Michael Aggelidis

E.on ist mit zuletzt 85000 Beschäftigten und einem Umsatz von rund 93 Milliarden Euro Deutschlands größter Energiekonzern. Bereits im November des vergangenen Jahres kündigte E.on an, bis Ende 2013 Unternehmensanteile im Gesamtwert von 15 Mrd. Euro verkaufen zu wollen. Ein großer Schuldenberg müsse abgebaut und Spielraum für Investitionen gewonnen werden, hieß es damals. Ende Juli dieses Jahres berichteten die großen Medien von der Schließung dreier großer E.on-Standorte. Der «beschleunigte Atomausstieg in Deutschland» setze den Energieriesen unter Druck.

Presseberichten zufolge plant dieser Energieriese weltweit den Abbau von bis zu 10000 Arbeitsplätzen. Das wären mehr als 10% der gesamten Belegschaft. Ein besonders harter Sparkurs sei notwendig.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb, der drastische Stellenabbau würde besonders massiv Beschäftigte in Deutschland betreffen, etwa ein Drittel der bedrohten Arbeitsstellen stünden hier auf dem Spiel.

Der Energieoligopolist hält seine konkreten Gründe und Planungen in der Öffentlichkeit zurück. Der Süddeutschen Zeitung gegenüber äußerte sich ein Konzernsprecher nur sehr vage: «Infolge der erheblich veränderten Rahmenbedingungen prüft E.on derzeit mögliche Anpassungen der Strategie und der Aufstellung des Unternehmens. Entscheidungen sind noch nicht gefallen.»

Sich auf den sog. beschleunigten Atomausstieg zu berufen, wäre pure Heuchelei. Bevor die schwarz-gelbe Bundesregierung unter Angela Merkel mit den Energiekonzernen die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke ausgehandelt hatte, galt der Ausstieg im Sinne des Beschlusses der vorherigen SPD/Grünen-Regierung von Gerhard Schröder. Die Energieriesen hatten alle Zeit der Welt, sich auf das postatomare Zeitalter vorzubereiten.

Weder die Beschäftigten noch die Verbraucherinnen und Verbraucher sollen die Zeche für die Versäumnisse der Konzernherren zahlen. Die massenhafte Vernichtung von Arbeitsplätzen im Energiesektor ist durch nichts zu rechtfertigen und gehört verboten. Es hätte genug zu tun gegeben, es gab und es gibt genug zu tun, um die Wende hin zu 100% erneuerbaren Energien, zur Dezentralisierung und Demokratisierung der Energieproduktion und zum drastischen Einsparen von Energie zu bewerkstelligen.

Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe ersten Ranges, deren Bewältigung Jahre und Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird, und an der viele Beschäftigte mitwirken müssen. Wenn die Energieoligopolisten mit ihrer privatwirtschaftlichen Organisationsform und ihrer Fixierung auf Profite und Shareholdervalue das nicht bewältigen, dann gehören sie enteignet. Zunächst hat die Öffentlichkeit Anspruch darauf zu erfahren, wo eigentlich die Milliardenprofite der letzten Jahre geblieben sind.

 

Michael Aggelidis ist Landtagsabgeordneter der Partei DIE LINKE in NRW.

 

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