Dennis Lehane, Moonlight Mile, Berlin: Ullstein, 2011, 380 S., 9,99 Euro.
Jim Nisbet, Dunkler Gefährte, Pulpmaster, 2010, 191 S., 12,80 Euro.
von Udo Bonn
Das wird wohl eine Ausnahme bleiben: Zum dritten Mal in diesem Jahr wird ein Roman von Dominique Manotti an dieser Stelle präsentiert – aber es wäre ein schwerer Fehler darauf zu verzichten. Einschlägig bekannt kann gelesen werden als Abrechnung mit Sarkozys Kärcherpolitik, mit der er als Innenminister seine Präsidentschaftskandidatur vorbereitete, oder als Ursachenforschung für die jüngsten Unruhen in britischen Großstädten.
In einem Pariser Vorstadtgebiet bemüht sich die aufstrebende Kommissariatschefin Le Muir Bedingungen zu schaffen, die ein hartes polizeiliches Durchgreifen gegenüber migrantischen Hausbesetzern, Prostituierten und Jugendlichen ermöglichen. Polizeikontrollen bei kleinsten Anzeichen unkorrekten Verhaltens, Verfolgung und Lancierung von Brandanschlägen gehören zum geduldeten Repertoire einer von Rechtsradikalen durchsetzten Polizeitruppe, deren anständigste Angehörige überfordert sind. Le Muirs Politik wird beobachtet, aber kann die Ermittlerin Noria Ghozali die sich überschlagenden Ereignisse überhaupt noch beeinflussen und Le Muirs Aufstieg verhindern?
Dennis Lehane ist mit seinem neuen Roman Moonligt Mile ein schöner Coup gelungen. Nach der Veröffentlichung von Shutter Island, Mystic River und Im Aufruhr jener Tage hat er jetzt die fünfteilige Krimiserie um Angela Gennaro und Patrick Kenzie um einen neuen Band erweitert.
Hineingeschrieben in die USA nach der Immobilien- und Bankenkrise ist aus dem einst toughen Detektivpärchen eine Familie geworden, die nicht weiß, ob die ausgestellten Schecks für die Miete und die Krankenversicherung reichen. Der Mann ist noch als Detektiv tätig, aber er erledigt recht zweifelhafte Jobs, und als er das gegenüber seinem Auftraggeber vorsichtig anmerkt, wird ihm verdeutlicht, dass Einer mit dieser Sorte von Klassenhass nicht mit einer Festanstellung als Ermittler rechnen könnte. So nimmt er widerwillig einen Auftrag an, der ihn mit seiner Vergangenheit konfrontiert: Eine Jugendliche ist verschwunden, die schon mal als vernachlässigtes Kind gekidnappt wurde und die er der unfähigen Mutter zurückbrachte. Leichter wird die Suche nicht sein, denn anstelle korrupter, aber gutwilliger Bullen bekommen er und seine Frau es mit der russischen Mafia zu tun.
Jim Nisbets Krimis stehen nicht auf den Bestsellerlisten, obwohl sie dahin gehörten, zumindest Dunkler Gefährte. Banerjhee Rolf, einst gutbezahlter Angestellter einer kalifornischen Biotech-Firma ist gefeuert worden, Opfer einer Übername. Er verbringt seine Zeit mit dem Wässern des Rasens und dem Studium von Neutronensternen. So schlecht könnte das Leben nicht sein, wäre da nicht nebenan ein nervendes, drogenvernebeltes Pärchen mit Dauerpornoprogramm. Und wäre da nicht eine geliebte Ehefrau, die unbedingt ihrem Sohn nach Chicago nachreisen will, auf ihrem zweiwöchigen Trip soll die Zukunft vorbereitet werden. Doch mit ihrer Abreise kommt alles anders für Banerjhee – und das wird schlimm.
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