Dass Beschäftigte in der Firma einmal etwas mitgehen lassen, ist normal. Auch dass sie bereits bei Verdacht auf Diebstahl gekündigt werden. Doch manchmal ist normal nicht mehr normal. So geschehen im Fall der gekündigten Kassiererin Barbara Emme. Ihre Kündigung mündete in eine öffentlichen Debatte, in der sichtbar wurde, wie unterschiedlich Menschen in dieser Gesellschaft je nach Klassenlage behandelt werden. Emmely war Thema in den Gazetten von Bild bis FAZ und schaffte es zu Kerner und zu Anne Will. Im Juni 2010 hatte die Kassiererin ihre Arbeitsstelle wieder.
Wie dieses «Wunder» zu erklären ist, lässt sich jetzt in einer kleinen Aufsatzsammlung studieren, in der Emmely und der harte Kern ihrer Unterstützer darüber Auskunft geben, wer das Komitee «Solidarität mit Emmely» war, und wie es möglich wurde, dass Wenige viel bewegten. Hinterher begreift man auch, warum Ver.di in diesen Konflikt mit angezogener Handbremse agierte. Mehrere Autoren analysieren das Urteil des BAG und sein Zustandekommen. Neben einer ausführlichen Darstellung der Entwicklung des Einzelhandels aus gewerkschaftlicher Perspektive bietet das Buch eine lebendige Studie über Funktionsmechanismen von Herrschaftsstrategien im Bereich prekärer Dienstleistung. Ein gelungener Kampagnenreader, in dem eine anarchistische Filmemacherin ebenso zu Wort kommt wie die ehemaligen Justizministerin.
Gestreikt. Gekündigt. Gekämpft. Gewonnen. Die Erfahrungen der Emmely-Kampagne (Hg. Komitee «Solidarität mit Emmely»), AG SPAK Bücher, 9,50 Euro
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