Korrespondent Düsseldorf
Auf der Bilanzpressekonferenz am 17.Januar schaffte der neue Vorstandsvorsitzende der Metro AG, Olaf Koch, Klarheit in Sachen Verkauf von Kaufhof: «Die aktuelle Lage am Kapitalmarkt bietet keine geeigneten Rahmenbedingungen für so eine wichtige Transaktion. Wir haben immer betont, dass ein Verkauf das Potenzial von Galeria Kaufhof reflektieren muss. Aus heutiger Sicht können wir das Ertragspotenzial besser selbst heben, als durch einen Verkauf.»
Diese Worthülsen erklären überhaupt nicht, warum es wieder einmal nicht zum Verkauf der «Ertragsperle» Galeria Kaufhof gekommen ist. Als erstes wäre der angestrebte Erlös zu nennen. Der sollte ursprünglich bei 2,5 Milliarden Euro liegen. Wie es heißt, wollte der aussichtsreichste Kandidat, die österreichische Signa-Gruppe mit ihrem Geschäftsführer Benko, zuletzt nur gut 2 Milliarden zahlen, wobei die Metro ihm dafür noch einen Kredit über 500 Mio. geben sollte. Das lag weit unterhalb der Vorstellungen der Hauptanteilseigner der Metro, die Haniel-Gruppe.
Als weiteres Manko erwies sich das erst im Januar niedergeschlagene Verfahren gegen Benko wegen Geldwäsche, was für Irritationen sorgte. Außer Benko sind auch andere Personen der Signa-Gruppe, wie der griechische Reeder Economou, offensichtlich in finanziellen Angelegenheiten nicht sehr transparent. Dem zweiten ernsthaften Interessenten, Karstadt-Eigner Berggruen, wurden noch nicht einmal die Unterlagen zur Sichtung zur Verfügung gestellt. Die von der Metro geforderte Erklärung für einen weitgehenden Erhalt der Kaufhof-Gruppe wollte Berggruen nicht abgeben. Damit war Berggruen zumindest für dieses Verfahren außen vor.
Nicht zu vergessen ist das Agieren der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Metro, die, nachdem bekannt wurde, welches Konstrukt diese Signa-Gruppe ist, zusehends skeptischer wurden und zuletzt zu erkennen gaben, dass sie einen Verkauf unter diesen Bedingungen nicht mittragen würden. Das war wohl ausschlaggebend für die Entscheidung des Metro-Vorstands, den Kaufhof erst einmal zu behalten.
In einem Schreiben des Vorstandsvorsitzenden Olaf Koch an den Firmenleitungskreis und den Kaufhof-Boss Mandac, das allen Beschäftigten zur Kenntnis gebracht wurde, heißt es u.a: «Galeria Kaufhof ist ein wichtiger und werthaltiger Bestandteil der Metro Group. Unser Warenhausgeschäft hat nun über Jahre hinweg und dank des großartigen Engagements aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachhaltig Werte generiert und seine Positionierung auf dem schwierigen deutschen Markt behauptet und ausgebaut. Galeria Kaufhof hat ein enormes Zukunftspotenzial, dem wir uns mit voller Kraft widmen wollen.»
Wer solche Sätze liest, fragt sich, in welchem Theater er oder sie in den letzten Monaten gesessen hat. Seit vier Jahren, seitdem Metro den Kaufhof auf die Verkaufsliste gesetzt hat, ist es nicht gelungen, den Kaufhof los zu werden. Eigentlich müsste den Eigentümern oder verantwortlichen Managern doch klar sein, dass in der jetzigen Periode Leute mit hohem Vermögen das Geld lieber in Fonds oder an den Börsen anlegen. Da lassen sich andere Renditen realisieren, als im schrumpfenden Einzelhandelsmarkt in dem von Lohnsenkung geprägten Deutschland. Wenn die Vorstände von Metro und Kaufhof ihre Worte aus dem Brief an den Firmenleitungskreis wirklich ernst nehmen würden, müssten sie den Verkauf des Kaufhof als gescheitert erklären und ihn im «Portfolio» der Metro behalten. Wenn der Kaufhof soviel Potenzial hat, gibt es eigentlich keinen Grund ihn los zu werden. Da ist Henning Hinze in der Financial Times Deutschland vom 18.Januar nur zuzustimmen: Sagt den Verkauf einfach ab. (20.1.2012)
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