Aus bekannten und verständlichen Gründen wollen die wirtschaftlichen Eliten in Deutschland nichts davon hören, dass die Krise der EU und ihre Polarisierung in Gewinner und Verlierer auch ein Ergebnis der extremen Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften ist.
Der «Exportweltmeister» gründet seine Meisterschaft darauf, dass die Gewerkschaften in Deutschland entweder nicht in der Lage oder nicht bereit sind, die Verteilungsspielräume im Sinne der Beschäftigten so zu nutzen, wie dies in den meisten anderen EU-Ländern üblich ist.
Mit diesem Kurs zu brechen, würde nicht nur den abhängig Beschäftigten nützen. Es würde auch den volkswirtschaftlichen Zusammenhalt der EU-Ökonomien stärken, statt ihn weiter zu destabilisieren. Dafür bietet sich in diesem Jahr eine gute Chance, denn 2012 ist ein Mega-Tarifjahr.
Ende Februar laufen die Verträge für fast zwei Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst aus – nämlich diejenigen, die für Länder und Kommunen tätig sind. Im Organisationsbereich von Ver.di wird es zudem auch im Banksektor ums Geld gehen. Am 31.März endet die Laufzeit des Lohntarifvertrags für 3,6 Millionen Lohnabhängige in der Metall- und Elektroindustrie. Der Haustarifvertrag von Volkswagen läuft Ende Mai aus. Dazu gesellen sich dann über eine halbe Millionen Beschäftigte in der Chemie, und auch im Bereich des Nahrungs- und Gaststättengewerbes werden die Karten neu gemischt.
von Jochen Gester
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