Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 03/2012
von Helmut Born

Anfang Februar fand eine Konferenz aller Schlecker-Betriebsräte in Thüringen statt. Es diskutierten die Betriebsräte, Ver.di, der Insolvenzverwalter und – erstmalig auf einer Betriebsrätekonferenz bei Schlecker – Mitglieder der Eigentümerfamilie über die Zukunft von Schlecker und den Beschäftigten. Von Lars Schlecker waren auf der Konferenz ungewöhnliche Töne zu hören: Er lobte die Beschäftigten und Betriebsräte wegen ihrer Leistungen für die Firma und das vor allem die Betriebsräte sich immer für die Zukunft von Schlecker und natürlich der Beschäftigten engagiert hätten. In Zukunft, versprach er, würde ein anderer Umgang mit den Beschäftigten und Betriebsräten gepflegt werden. Er vergass auch nicht die positive Rolle von Ver.di zu erwähnen – die Gewerkschaft ist sehr darauf bedacht, das Unternehmen zu erhalten.

Schon im letzten Jahr hat Schlecker versucht, mit Ver.di einen Sanierungstarifvertrag abzuschließen, genauso wie bei Karstadt und manch anderen Einzelhandelsunternehmen. Voraussetzung dafür war allerdings stets, dass Ver.di Einblick in die gesamten wirtschaftlichen Daten des Unternehmens erhält.

Nun ruft Ver.di dazu auf, ein Bündnis für die Beschäftigten bei Schlecker zu bilden. Teil dieses Bündnis sollen auch der Insolvenzverwalter und der Schlecker-Nachwuchs sein. Die Gewerkschaft setzt darauf, mit diesen gemeinsam ein neues Konzept zu entwickeln, um aus der Insolvenz zu kommen. Dabei sollen vor allem die Betriebsräte ihre Ideen einbringen und Schlecker neu aufstellen.

Für Ver.di droht dies zu einer Zerreißprobe zu werden. Viele Beschäftigte und Betriebsräte sind skeptisch gegenüber dem neuen Kurs der Zusammenarbeit. Sie erfahren immer noch ein rigides Vorgehen des Managements gegenüber Beschäftigten, die nicht alles mit sich machen lassen. Auseinandersetzungen vor den Arbeitsgerichten gehören nach wie vor zum Tagesgeschäft der Betriebsräte.

Im Sommer läuft der Beschäftigungssicherungstarifvertrag, den Ver.di im Sommer 2010 durchsetzen konnte, aus. Die Gefahr besteht, dass bis dahin das neue Konzept, mit sehr viel weniger Filialen, steht und der dann stattfindende Personalabbau nicht mehr durch Versetzung, sondern durch betriebsbedingte Kündigungen betrieben wird. Die Beseitigung dieses Tarifvertrages ist sicher eines des vorrangigen Ziele der Schleckers.

Darüber hinaus versucht die neue Firmenleitung, einen Sanierungstarifvertrag mit Ver.di abzuschliessen, um die Kosten weiter zu drücken. Hinter vorgehaltener Hand wird schon über einen zeitweisen Verzicht auf Teile der Sonderzahlungen diskutiert.

Dagegen gilt es den Kampf zu organisieren. Wie auch immer das neue Konzept für das Unternehmen Schlecker aussieht: Die Beschäftigten haben Schlecker ein Vermögen von über 2 Milliarden Euro beschert. Das muss jetzt in die Sanierung eingebracht und die Arbeitszeit für alle Beschäftigten bei vollem Lohn verkürzt werden, damit alle ihren Job behalten.

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