Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 04/2012
Train, Frankfurt: S.Fischer, 2012, 400 S., 10,99 Euro
Paris Trout
,
Frankfurt: S.Fischer, 2010, 416 Seiten, 9,50 Euro

von Udo Bonn

Die Entstehung und Reglementierung vieler Sportarten diente häufig der Wehrertüchtigung der bewaffneten Klassen. Nicht nur die Kunst des Bogenschießens und die zahlreichen Varianten des Boxens und Ringens spielten hier eine Rolle, auch Rudern, Reiten und sogar Fußballspielen galt der körperlichen Stärkung der herrschenden gesellschaftlichen Schichten.

Nicht alle Sportarten haben die Popularisierung zum «Volkssport» mitgemacht. Golf ist solch eine sich verweigernde Sportart, die durch die auch heute noch vorhandene Trennung zwischen Spieler und Caddy (der, der die Golfschläger herumträgt und sich den elitären Mist der Spieler anhören muss) eine nachfeudale Variante des Herr-/Knechtverhältnisses weiterspielt.

Pete Dexters Roman Train handelt vom Golfspielen und von Gewaltausbrüchen, die im Los Angeles der 50er Jahre Geschlechterbeziehungen und die Beziehungen zwischen Schwarzen und Weißen an ihre Grenzen bringen.

Der junge Lionel Walk, genannt Train, ist ein Caddy, aber auch ein talentierter Golfspieler, was der Polizist Miller Packard schnell erkennt. Aber was nutzen alle Talente, wenn die einem Schwarzen zugewiesene Rolle die des Dieners ist? Selbst unter den Caddies herrscht eine angespannte Stimmung, und von ihrem «Personalchef» werden sie auch noch abgezockt. Nach einem Mordanschlag bricht die gewohnte Routine zusammen, die Caddies werden alle entlassen und ersetzt. Train muss trotz aller Unschuld untertauchen und findet Arbeit auf einem runtergekommenen Golfplatz, der einmal Mittelpunkt eines Wohnparks sein soll. Train ist der einzige, der hier Ordnung bringen kann, der bewässert, schneidet und so ein wenig Normalität in ein Geschäft zu bringen versucht, von dem seine Vorgesetzten keine Ahnung haben und das dem Untergang geweiht ist. Hier trifft er auch wieder auf den Detektive des LADP, der mittlerweile mit der Ehefrau des Mordopfers in einer aufreibenden Beziehung lebt. Ab hier beginnt der Wahnsinn.

Wer Pete Dexter erst mit Train kennen und schätzen lernt, sollte unmittelbar danach auch den Roman Paris Trout lesen: Er dreht sich um einen weißen Ladenbesitzer, der ein schwarzes Mädchen erschießt, sich seine Schuld nicht eingesteht und alles verliert.

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