Jetzt hat alles wieder seine preußisch-deutsche Ordnung. Der Bundespräsident macht seinen Antrittsbesuch beim Militär, bei dessen Elite, in der Führungsakademie der Bundeswehr. Das Marinemusikkorps Ostsee spielt, Joachim Gauck mag dabei seines Vaters gedacht haben, der Hitler als Seeoffizier diente. Irgendwie waren freilich damals die falschen Leute an der Regierung, was inzwischen ja nicht mehr passieren kann.
Aber «über die Grenzen hinaus» ist auch heute deutscher militärischer Einsatz gefordert, sagt der Bundespräsident. Ihn plagen nicht diesbezügliche Nachdenklichkeiten, die seinen Vorvorgänger im Amt dann in den Ruhestand brachten. Für die «Wahrnehmung von Zukunftsaufgaben», weltweit, fordert Gauck «Bereitschaft zur Hingabe», von «Mutbürgern in Uniform». Vor allem von den unteren Dienstgraden, hätte er ergänzen können, denn da ist solcher Zuspruch besonders dringlich, wegen der häufigen Anfälle von Posttraumatisierung.
Gauck wies erneut darauf hin, dass man sich auf den Straßen der Bundesrepublik wieder ans Bild von Kriegsversehrten gewöhnen müsse. Dass es weiterhin «deutsche Gefallene» geben werde. Und er rückte denjenigen den Kopf zurecht, die da in Zweifel an der Militärpolitik verfallen. Eine «glückssüchtige Gesellschaft» tadelte er, die einen solchen Anblick nicht ertragen wolle. Gegen Suchtgefahren aufzutreten, gehört zweifellos zum Auftrag eines Bundespräsidenten, der gelernter Prediger ist. Hätte Gauck vor Mannschaften gesprochen, wäre seine Botschaft volkstümlich zu formulieren gewesen, ein Spruch bietet sich an, der dem Großen Friedrich zugeschrieben wird: «Hunde, wollt ihr ewig leben?» Und zum Trost dann: «Gott mit uns», denn wir leben in einem Land, in dem das Christentum dazu gehört.
Vergessen wir nicht, wem wir diesen Bundespräsidenten erstrangig zu verdanken haben: Den Friedenspolitikern der SPD und den gewaltfreien Grünen.
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