Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 11/2012
von Udo Bonn
Dominique Manottis an dieser Stelle besprochenen Romane beschäftigen sich mit der neueren französischen Wirtschafts- und Politikkriminalität. So auch ihr zusammen mit DOA geschriebener, vor kurzem erschienener Krimi Die ehrenwerte Gesellschaft über den mörderischen Präsidentschaftswahlkampf zwischen einer konservativen, korrupten Pissnelke (die Ähnlichkeit zu Sarkozy scheint gewollt) und seinem frauenschlagenden sozialistischen Gegenkandidaten. In deren Intrigantenstadl gerät eine Gruppe militanter Ökologen, die um ihr Leben fürchten müssten, wenn ihnen klar wäre, in was sie da hineingeraten sind.
Das parallel veröffentlichte Buch Das schwarze Korps behandelt die Ereignisse zwischen dem Beginn der Landung der Alliierten am 6.Juni 1944 in der Normandie und dem Einmarsch der 2.französischen Panzerdivision am 25.August 1944 in Paris. Zehn Wochen, in denen die einheimischen SS- und Gestapo-Schergen ihre Flucht vorbereiten, nicht ohne vorher mit gewohnter Brutalität gegen den sich formierenden Widerstand vorzugehen oder zu plündern. Die kollaborierende Bourgeoisie beginnt sich neu zu orientieren, die alte Wahl zwischen Akzeptanz der Errungenschaften der Volksfrontpolitik und blutiger Unterdrückung der Gewerkschaften scheint obsolet. Jetzt will man wieder auf der Seite der Gewinner stehen. Und kann demzufolge auch der Mitarbeit der eigenen Kinder in der verhassten Résistance etwas positives abgewinnen. Noch trifft man sich im Salon der Dora Belle, einem alternden, von den Deutschen protegierten Filmsternchen, die immer noch von den blonden, blauäugigen Besatzern schwärmt. An ihrer Seite Inspecteur Domecq von der Pariser Sitte, beobachtend und zurückhaltend. Trotz seiner Diskretion fällt er auf, nicht zuletzt dem Polizeipräsidenten, der hier Dauergast ist. An einem Punkt scheint er Glück zu haben: Dass er Verbindungsmann des Widerstands nach London ist, ist sicher getarnt. Alles beginnt sich zu klären. Während auf den Barrikaden und im Polizeipräsidium ein Stück Gerechtigkeit hergestellt wird, Blut in den Salons und in den Wäldern vergossen wird, die Autos mit Raubgut beladen werden, Paare sich in die Arme fallen, spielt sich im Osten Europas eine vermeidbare Tragödie ab: Die Kämpfer des Warschauer Aufstands erhalten keine Hilfe durch die Rote Armee.
Dominique Manotti ist einzigartig.
Dominique Manotti/DOA: Die ehrenwerte Gesellschaft. Hamburg/Berlin: Assoziation A 2012. 280 S., 14 Euro
Dominique Manotti: Das schwarze Korps. Hamburg: Argument 2012. 280 S., 17,90 Euro

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