von Helmut Born
Am 13.Mai ließen die Karstadtbosse die Katze aus dem Sack. Wegen der weiter erforderlichen Sanierung des Unternehmens sei es leider nicht möglich, die Tariferhöhungen dieser Tarifrunde zu übernehmen. Es blieben aber alle Bestandteile der gekündigten Tarifverträge in Kraft. Man wolle lediglich eine «Tarifpause» bis 2015 machen.
Die Erklärung des Karstadt-Vorstands erfolgte pünktlich zum Beginn der Tarifrunde Einzelhandel, zu einem Zeitpunkt, wo noch gar nicht abzusehen war, welches Ergebnis diese Tarifrunde hervorbringen würde.
Nun wird diese Tarifrunde wegen des Forderungspakets der Unternehmer sicherlich wieder sehr schwierig. Zwar erklärt der Einzelhandelsverband immer wieder, es gehe ihm gar nicht darum, die Beschäftigten schlechter zu bezahlen, nur die alten Zöpfe müssten abgeschnitten werden. Fakt ist aber, dass es eine ausgeprägte Diskussion um die Bezahlung von Kassiererinnen und Auffüllkräften gibt. Die Unternehmer möchten deren Bezahlung von ihrer Ausbildung entkoppeln und sie in Zukunft viel stärker an ihre reale Tätigkeit binden, und das heißt häufig, sie schlechter bezahlen.
Die Beschäftigten von Karstadt haben in der Vergangenheit in den Tarifrunden immer eine aktive Rolle gespielt. Offensichtlich hofften die Karstadtbosse, sie könnten mit ihrer Entscheidung für eine «Tarifpause» für Ruhe in den Filialen sorgen. Die Beschäftigten haben schon mit verschiedenen Sanierungstarifverträgen sehr viele Opfer gebracht. Ver.di spricht von 650 Mio. Euro, auf die die Beschäftigten in den letzten Jahren verzichtet haben. Hinzu kommt ein Personalabbau von insgesamt 4000 Jobs.
Es gibt also keinen Grund, warum die Beschäftigten von Karstadt still halten sollten. Was die Karstadtbosse vorhaben, ist das eine. Für die Beschäftigten ist ein Tarifvertrag eine wichtige Errungenschaft. Deswegen kann die Antwort jetzt auch nicht lauten, sich aus der Tarifrunde raus zu halten. Ganz im Gegenteil, jetzt müssen, wo immer möglich, die Belegschaften von Karstadt in die Streiks einbezogen werden. Es geht jetzt darum, den Karstadt-Vorstand dazu zu bringen, seine Entscheidung rückgängig zu machen. Es ist doch pure Heuchelei, wenn die Einzelhandelsbosse behaupten, eine Modernisierung des Tarifvertrags sei erforderlich, um eine stärkere Tarifbindung bei den Unternehmern zu erreichen. Real werden nur da Tarifbindungen durchgesetzt, wo Beschäftigte dies erzwingen.
Die Einzelhandelsbeschäftigten müssen jetzt gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen von Karstadt noch mehr Druck entwickeln. Es darf keinen Abschluss ohne die Rücknahme der Tarifpause geben. Die Führung von Ver.di muss eindeutig erklären, dass es mit ihr keine Tarifpause, aber auch keinen Haustarifvertrag bei Karstadt gibt.
Kommentar zu diesem Artikel hinterlassen
Spenden
Die SoZ steht online kostenlos zur Verfügung. Dahinter stehen dennoch Arbeit und Kosten. Wir bitten daher vor allem unsere regelmäßigen Leserinnen und Leser um eine Spende auf das Konto: Verein für solidarische Perspektiven, Postbank Köln, IBAN: DE07 3701 0050 0006 0395 04, BIC: PBNKDEFF
Schnupperausgabe
Ich möchte die SoZ mal in der Hand halten und bestelle eine kostenlose Probeausgabe oder ein Probeabo.