Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 07/2013
Werner Wachner (17.Juli 1961–15.Mai 2013)
von Peter Berens

Unser Freund und Genosse Werner ist am 15.Mai im Alter von nur 51 Jahren verstorben. Er war seit mehreren Jahren schwer erkrankt, zuletzt an Lungenkrebs. Geboren in Dinslaken, wurde Werner 1977 zunächst als Juso aktiv. Als Azubi zum Stahlbauschlosser bei der MAN-Gute Hoffnungshütte in Oberhausen-Sterkrade trat er 1979 der Gruppe Internationale Marxisten (GIM) bei. In den 80er Jahren prägten ihn die Anti-Atom- und die Friedensbewegung, die Streiks der Stahl- und Metallarbeiter für die 35-Stunden-Woche und Ende 1987/Anfang 1988 der Kampf gegen die Schließung von Krupp in Rheinhausen.

Werner wurde auf der GHH der Motor der GIM-Betriebsgruppe, für die er die halbe Jugendvertretung gewann. Ihre Aktionen für die Übernahme aller Auszubildenden fanden breite Unterstützung. Über die Jahre organisierte Werner etwa 1000 Auszubildende in der IG Metall. Die Achtung klassenkämpferischer Kollegen gewann er durch seine offene Kritik am sozialpartnerschaftlichen Betriebsrat. Werner war zutiefst antibürokratisch eingestellt. Er trat offen gegen Atomkraft auf, was auf der «Hütte», die Dampferzeuger produzierte, nicht leicht war. Außerdem war er maßgeblich an der Herausgabe der Betriebszeitung was tun bei MAN-GHH beteiligt.

Als Internationalist trat er in regen Austausch mit Genossen der SAP bei MAN-B&W-Diesel in Kopenhagen und freundete sich mit Genossinnen und Genossen einer anderen revolutionären Organisation in Dänemark an, bei der er über die Bedeutung des Kampfes bei Krupp Rheinhausen referiert hatte. Die Solidarität mit der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc im Untergrund und mit der sandinistischen Revolution war ihm wichtig. Mit Hilfe Hamburger Genossen leistete er antimilitaristische Arbeit in der Bundeswehr.

Als Azubi von der MAN-GHH wegen seiner sehr guten Facharbeiterprüfung ausgezeichnet, durfte Werner als Stahlbauschlosser mit der Flex Bleche entgraten. Da half auch eine Ausbildung zum Meister nicht weiter. Da er keine Chance bekam, eine seiner Qualifikation entsprechende Tätigkeit auszuüben, verließ er die Hütte und arbeitete auf Montage. Wieder zurück, wurde er Abteilungs- und Produktionsleiter einer Metallfabrik.

In der Blütezeit des Neoliberalismus, nach der Wiedervereinigung und nach dem Scheitern der VSP trat Werner der PDS bei, für die er im Jahr 2000 in Oberhausen zum Landtag kandidierte. Später wurde er Mitglied der Linkspartei. Vorübergehend trennten sich unsere Wege.

Ende 2005 ergriff der RSB in Oberhausen die Initiative gegen die Schließung mehrerer Schwimmbäder. Ein Bürgerbegehren konnte ca. 16000 Unterschriften einreichen. Die Stadt wies es ab. Eine Klage scheiterte. Aber über die gemeinsame Initiative kamen wir politisch und persönlich eng zusammen. Werner brach mit der Linkspartei, die er als angepasst ansah. Mit Interesse verfolgte er die Bildung der NPA in Frankreich. Er kam zu Seminaren und Veranstaltungen des RSB und half ihm finanziell – bis zur Schließung des Buchladens «Die Internationale» in Duisburg. Werner unterstützte die Revolutionäre Initiative Ruhrgebiet, soweit das seine Krankheit zuließ. Er schrieb ein Flugblatt zu Opel in Bochum und kam zum Plenum der Gruppe.

Werner war zeitlebens ein Kämpfer. Seinen letzten Kampf gegen den Lungenkrebs konnte er nicht gewinnen. Unser tiefes Beileid gilt seiner Frau Anett und ihren Töchtern.

Mit Werner Wachner haben wir einen außergewöhnlichen Menschen, Freund und Genossen verloren, der in der Zusammenarbeit sehr angenehm und immer um andere besorgt war. Wir werden ihn nicht vergessen.
Peter Berens, Oberhausen

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