Interview mit Beschäftigten von Gate Gourmet in Genf
«Wir machen nur grüne Salate»
Der Internationale Flughafen Genf ist erneut der Schauplatz eines Streiks. Nach den Beschäftigten von Swissport, Dnata und ISS Aviation im Jahr 2010 sind nun die Angestellten von Gate Gourmet, einem der weltweit führenden Cateringunternehmen für Fluggesellschaften, an der Reihe. Aus gutem Grund: Das Unternehmen will eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für sein Personal in Genf und Zürich durchsetzen.
Der Umstrukturierungsplan sieht eine Senkung der Lohnmasse vor. Die «Betriebskosten» sollen reduziert werden, um gegenüber anderen Dienstleistern an Flughäfen konkurrenzfähig zu bleiben.
Auf dem Zürcher Flughafen hat die Gewerkschaft SSP-VPOD auf Verhandlungen verzichtet und den vom Unternehmen vorgeschlagenen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) akzeptiert. Auf dem Genfer Flughafen ist die Lage eine andere, hier hat dieselbe Gewerkschaft und auch das Personal, das in hohem Maße gewerkschaftlich organisiert ist, diesen neuen Plan rundheraus ablehnt. In Anbetracht des Widerstands hat Gate Gourmet beschlossen, den Tarifvertrag zum Jahresende 2013 zu kündigen und neue, individuelle Arbeitsverträge einzuführen. Als Reaktion darauf sind etwa zwanzig Beschäftigte am 14.September in den Streik getreten. Eineinhalb Monate später ist die Lage blockiert: Die Streikenden halten durch, obwohl sechs von ihnen mit sofortiger Wirkung entlassen wurden.
Am 31.Oktober fand anlässlich einer Betriebsversammlung und in Anwesenheit von Beschäftigten anderer Unternehmen vor der Abfertigungshalle des Flughafens eine Pressekonferenz statt. Die Streikenden legten der Flughafendirektion eine Resolution vor, die von 2025 auf dem Flughafen Beschäftigten unterzeichnet wurde – einem Drittel der überhaupt am Flughafen Beschäftigten. Sie verlangen einen besseren Schutz der Arbeitsbedingungen durch Stärkung der bestehenden Tarifverträge und deren Ausdehnung auf alle Branchen.
Drei der Streikenden, Dominique, Théo und eine Kollegin, die anonym bleiben will, begaben sich am 25.Oktober, dem 42.Streiktag, in die Genfer Universität, um ihren Kampf den Studierenden mitzuteilen.
Nicola Cianferoni und Camilla Mina nutzten die Gelegenheit zum nachstehenden Interview. weiterlesen
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IrRWEge der kommenden Großen Koalition
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Noch bevor die Große Koalition steht, haben die deutschen Energiekonzerne RWE, E.on und Vattenfall in Berlin, Brüssel und Warschau klar gemacht, wo der Hammer hängt: Sie geben der Politik den Takt vor, und die ist mit ihnen verbandelt. weiterlesen
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Erneuerbare Energien und Atomstrom werden in Indien von der etablierten Politik in einem Atemzug als Alternativen zu den klimaschädlichen fossilen Energieträgern genannt und die eigenen Atomkraftwerke als „sicher“ bezeichnet. Auf den Widerstand aus der Bevölkerung wird mit Repression geantwortet. Zur Bindung an US-Konzerne sollen jetzt Bürgschaften mit deutschen Steuergeldern hinzukommen. weiterlesen
Griechenland – SOS Chalkidiki
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Die Superreichen
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von Paul B. Kleiser
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Reichstagsbrand
Eine immer noch aktuelle Kontroverse
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Alexander Bahar, Wilfried Kugel: Der Reichstagsbrand. Geschichte einer Provokation. Köln: PapyRossa, 2013. 360 S., 17,90 Euro weiterlesen
Barbara Kalender, Jörg Schröder: Kriemhilds Lache.
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