Schulterschluss
von Pitt aus Oberhausen
Für Josef Daher lebt die syrische Revolution, weil noch «Strukturen der Selbstorganisation» auf «niedrigstem Niveau» existieren. Was ist das für eine politische Revolution, in der die Jihadisten der ISIS, Al Nusra und die Salafisten der Islamischen Front täglich stärker werden, die Komitees unterdrücken können und mit ethnischen Säuberungen gegen ArmenierInnen und KurdInnen begonnen haben? Auch die FSA steht längst unter Kontrolle der Muslimbrüder. Auf dem Seminar der ISL zu Syrien konnte der Vertreter der «Revolutionären Linken Strömung» eine einzige (!) von ca. eintausend Brigaden der Aufständischen als «links» benennen.
Im Unterschied zu dieser konterrevolutionären Entwicklung hat die kurdische Befreiungsbewegung in Rojava ein ganzes System der Selbstverwaltung aufgebaut, das auf Gleichberechtigung der Nationalitäten, Religionen und Geschlechtern beruht. Einen entsprechenden Hinweis von Manuel Kellner ignorierte Josef Daher im Interview, anscheinend, weil die Komitees von der falschen linken Partei gegründet wurden.
Josef Daher mahnt «Die Linke in Europa»: sie «sollte mit dem Finger auf ihre Regierungen zeigen und sie dafür angreifen, dass sie sich ‹Freunde Syriens› nennen, sich aber weigern, die demokratische Bewegung materiell und militärisch zu unterstützen, während die reaktionären islamistischen Kräfte von den Golfstaaten und von privaten Kreisen aus der Region unterstützt werden». Sollen wir zukünftig mit Flyern und Kundgebungen nicht nur die Hilfe deutscher Firmen für die Giftgasproduktion des Baath-Regimes anprangern, wie am 2.April in Duisburg geschehen, sondern gleichzeitig Angela Merkel zum Waffenexport (heimlich gibt’s ihn schon) an Aufständische in Syrien auffordern? Wie kann uns jemand in der Sozialistischen Zeitung, ein paar Seiten neben dem «Thema Erster Weltkrieg», zum Schulterschluss mit dem «Hauptfeind im eigenen Land» aufrufen?
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