Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 05/2014
Paul Frölich: Im radikalen Lager. Politische Autobiographie. 1890–1921. Berlin: BasisDruck, 2013. 416 S., 29,80 Euro

Paul Frölich, von 1908 an bis zu seiner Flucht vor den Nazis an führender Stelle in verschiedenen Parteien und Strömungen der deutschen Arbeiterbewegung aktiv, verfasste seine Autobiografie 1938. Dem Verlag BasisDruck kommt das Verdienst zu, das maschinenschriftliche Manuskript seiner Autobiografie im Internationalen Institut für Sozialgeschichte (IISG) in Amsterdam ausgegraben und 2013 erstveröffentlicht zu haben.Der Herausgeber Reiner Tosstorf schreibt in seinem Nachwort: «Paul Frölich hatte … keinen Grund, seinen Lebensweg zu schönen. Dafür war seine Haltung bei allen notwendigen Änderungen doch gradlinig gewesen. Die Verbiegungen, die so viele Aktivisten der kommunistischen Bewegung, insbesondere auf Führungsebene, von den zwanziger Jahren an mitmachten … konnten ihn nicht überzeugen … Im Unterschied zu anderen kommunistischen Führern seiner Generation ‹wollte er sich erinnern›.»

 

Irène Némirovsky: Feuer im Herbst. Roman. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. München: btb, 2010. 271 S., 9,95 Euro

Paris im Sommer 1914: Schon taucht am Horizont der Schatten des Krieges auf. Der Weg des jungen Arztes Martial führt aus der kleinbürgerlichen Idylle direkt ins Kriegslazarett, wo er seinen Dienst unter unzumutbaren Bedingungen versieht. Seine junge Frau Thérèse wird schon im ersten Kriegsjahr zur Witwe. Die Autorin beschreibt einfühlsam und schonungslos, wie der Alltag immer mehr vom Kriegsgeschehen erfasst wird. Die anfängliche Euphorie zerbricht an der grausamen Wirklichkeit des Krieges, das Soldatenleben verändert auf erschreckende Weise auch den Jugendfreund von Thérèse, der gebrochen und zugleich zynisch zurückkehrt. Einige Herren verdienen riesige Vermögen an der Industrialisierung des Krieges. Die Bevölkerung als hilfloses Opfer dieses Wahnsinns versinkt in Chaos und Elend. Auch mit dem Ende des Krieges gelingt die Rückkehr in die Normalität nicht, die Kriegserlebnisse haben tiefe Spuren hinterlassen, auch Thèreses neue Familie bleibt davon nicht verschont, und schon kündigt sich eine neue Katastrophe an.

Trotz der bedrückenden Atmosphäre gelingt es der Autorin, Vorstellungen einer anderen, humaneren Welt zu entwickeln, vor allem das macht das Buch lesenswert.

Die Autorin Irène Nemirovsky wurde 1903 als Tochter eines jüdischen Bankiers in Kiew geboren. Nach der Oktoberrevolution ging die Familie nach Paris. Dort entwickelte sich Irène Nemirovsky zu einer bekannten Schriftstellerin. Doch die antijüdische Propaganda führte schließlich dazu, dass ihr Verlag ihre Schriften nicht mehr verlegte. Nach dem Einmarsch der Deutschen floh sie in den Süden, wurde dort verhaftet und starb in Auschwitz. Ihr Werk wurde erst 60 Jahre später durch einen Zufall wiederentdeckt, es steht uns heute mit mehreren Titeln zur Verfügung.

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