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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 06/2014

 

Zivilgesellschaftliches Projekt braucht Unterstützung

von Franka Holland und Manuel Kellner

Die anhaltenden bewaffneten Konflikte in Syrien haben großen Teilen der Bevölkerung unvorstellbares Leid gebracht. Luftwaffe und Artillerie des Assad-Regimes haben ganze Städte und Dörfer des Landes, die unter Kontrolle bewaffneter Rebellen waren, in Schutt und Asche gelegt. Die UNO hat aufgehört, die Toten zu zählen. Es dürften inzwischen über 160.000 sein. Viele Millionen sind ins Ausland geflohen oder im Land auf der Flucht. Die Lebensbedingungen vieler Überlebender sind immer unhaltbarer. Der Abwurf von Fassbomben auf die Zivilbevölkerung geht indessen weiter.

Der zunehmende Einfluss sektiererischer islamistischer Kräfte innerhalb der bewaffneten Opposition bedroht schon seit längerer Zeit die ursprünglichen Ziele der Bewegung gegen das Assad-Regime – säkulare Demokratie und friedliches Zusammenleben der verschiedenen religiösen Richtungen, Gleichberechtigung der Ethnien, soziale Gerechtigkeit statt neoliberaler Verschärfung der Kluft zwischen reich und arm. Die Selbstorganisation der Bevölkerung, das Rückgrat der syrischen Revolution seit März 2011, ist vielerorts in eine immer schwierigere Lage geraten.

Mit der Ausbreitung von ISIL – Islamischer Staat im Irak und in der Levante (im Englischen meist ISIS genannt, Islamischer Staat im Irak und Syrien) – ist die betroffene Bevölkerung mit einem mindestens ebenso brutalen Regime konfrontiert. Das Beispiel Raqqa, wo ISIL die Kontrolle übernommen hat, zeigt, wie deren „Gottesstaat“ funktioniert – mit brutaler Repression nicht nur gegen Andersdenkende, sondern auch gegen Frauen, die gegen die rigiden Kleidungsvorschriften verstoßen, Menschen, die Karten spielen oder weltliche Musik hören, rauchen oder ein alkoholisches Getränk zu sich nehmen. Willkürliche Hinrichtungen, öffentliches Auspeitschen, Folter und Mord sind die Methoden. So kam es zu einem erneuten Flüchtlingsstrom aus Raqqa.

Im November 2013, 160 Kilometer von Raqqa entfernt, wude in Urfa im Südosten der Türkei, nahe der Grenze zu Syrien, von einer Organisation der syrischen Zivilgesellschaft das "Haus von Raqqa" gegründet. Mit ganz bescheidenen Mitteln werden dort Flüchtlinge hauptsächlich aus Raqqa betreut, wobei das Haus ausdrücklich allen Flüchtlingen aus Syrien offen steht. Die Organisation des Hauses kümmert sich um die oft traumatisierten Männer, Frauen und Kinder, organisiert Unterricht und Freizeitaktivitäten sowie psychologische Betreuung und medizinische Hilfe. In den Versammlungsräumen treffen sich das Lehrpersonal, Frauengruppen und Aktive, die eine alternative demokratische Stadtverwaltung von Raqqa im Exil vorbereiten. Hinzu kommen Bemühungen, für die im Haus betreuten Flüchtlinge Wohnmöglichkeiten zu organisieren und ihnen zu helfen, Erwerbsarbeitsplätze zu finden. Nach außen hin wird das Projekt von einem Rechtsanwalt vertreten, der detaillierte Einblicke in die Aktivitäten und Ausgaben liefern kann.

Die personellen und materiellen Mittel sind denkbar knapp, und deshalb verweisen wir auf einen Aufruf, die Einrichtung mit Spenden zu unterstützen: https://www.facebook.com/HouseAlraqqa

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