Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

Bert Brecht hielt nicht viel vom Recht auf geistiges Eigentum. Wir auch nicht. Wir stellen die SoZ kostenlos ins Netz, damit möglichst viele Menschen das darin enthaltene Wissen nutzen und weiterverbreiten. Das heißt jedoch nicht, dass dies nicht Arbeit sei, die honoriert werden muss, weil Menschen davon leben.

Hier können Sie jetzt Spenden
PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 06/2014
von Dieter Braeg

Wer beginnt schon im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspiel? Nein, hier geht es nicht um jenen Wolferl, von dem Salzburg bis heute «lebt», ohne Tantiemen zu zahlen. An wen auch. Hier geht es um Fred Hersch. Hersch war geschätzter Begleitmusiker bei Stan Getz, Jane Ira Bloom, Joe Henderson, Art Farmer, Garry Burton und Charlie Haden.

Er hat mit vier Jahren angefangen, Klavier zu spielen, und daraus ist eine lebenslange Liebe zu diesem Instrument geworden.

Mit eigenen Kompositionen hat er die Jazzwelt elektrisiert und bisher als Solokünstler oder Bandleader in mehr als 25 Alben große Kunst bewiesen. Mit seinem Soloprogramm begeisterte er, vor ausverkauftem Haus, eine Woche lang das Publikum des New Yorker Jazzclubs Vanguard.

Im Jahr 2012 erschien sein zunächst letztes Album, die Doppel-CD ALIVE at the Vanguard mit dem Bassisten John Hébert und dem Schlagzeuger Eric McPherson. Hersch lebt seit den 80er Jahren mit der Diagnose HIV, und lange war nicht sicher, ob er das Erscheinungsdatum dieses Albums erleben würde. «Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt noch da bin», erklärte er damals, 59 Jahre alt, in einem Interview mit der New York Times. Zwei Monate lag er im Koma und musste anschließend neu lernen, wie man lebt. Jede Bewegung musste neu erfahren werden und führte ihn zurück in das Leben. Trotz seiner Krankheit blieben seine Liebe zur Musik und die Schaffenskraft ungebrochen.

Die Doppel-CD bietet gewagten Rhythmus samt einem harmonischen Zusammenspiel des Trios. Was Reichweite und Sound betrifft, meint Hersch selbst, es sei seine beste «Trio Produktion». Gespielte Titel: CD1: «Havana»; «Tristesse (for Paul Motian)»; «Segment»; «Lonely woman/Nardis»; «Dream of Monk»; «Rising, falling»; «Softly as in a morning sunrise»; «Doxy». CD2: «Opener (for EMac)»; «I fall in love too easily»; «Jackalope»; «The wind/moon and sand»; «Sartorial»; «From this moment on»; «The song is you/Played twice».

Wer also klassische Jazzmelodien hören will, davon bietet die CD 7 Stück, dazu noch Hersch-Originale. «Sein Stil hat sehr viel mit Individualität und Schönheit zu tun», stellte der Jazzstar Brad Mehldau fest, der selbst ein Schüler von Fred Hersch war.

Teile diesen Beitrag:

Kommentar zu diesem Artikel hinterlassen

Spenden

Die SoZ steht online kostenlos zur Verfügung. Dahinter stehen dennoch Arbeit und Kosten. Wir bitten daher vor allem unsere regelmäßigen Leserinnen und Leser um eine Spende auf das Konto: Verein für solidarische Perspektiven, Postbank Köln, IBAN: DE07 3701 0050 0006 0395 04, BIC: PBNKDEFF


Schnupperausgabe

Ich möchte die SoZ mal in der Hand halten und bestelle eine kostenlose Probeausgabe oder ein Probeabo.