Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

Bert Brecht hielt nicht viel vom Recht auf geistiges Eigentum. Wir auch nicht. Wir stellen die SoZ kostenlos ins Netz, damit möglichst viele Menschen das darin enthaltene Wissen nutzen und weiterverbreiten. Das heißt jedoch nicht, dass dies nicht Arbeit sei, die honoriert werden muss, weil Menschen davon leben.

Hier können Sie jetzt Spenden
PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 06/2014

Transit Buchverlag 2014. 174 S., 19,80 Euro / Goldmann 2014. 398 S. 9,99 Euro

von Udo Bonn

«Afrika wird dich zu einem Ali machen. Amerika zu einem Foreman…» Wer den denkwürdigen Boxkampf in Kinshasa 1974 gesehen hat, weiß eigentlich sofort, wie man sich entscheiden muss. Ishmael, ein schwarzer Polizist aus Wisconsin, wird von seinem kenyanischen Kollegen O. vor diese Alternative gestellt. Beide kennen sich erst kurze Zeit. Ein anonymer Anruf nach einem Mord an einer jungen blonden Frau in einem reichen Vorort hat Ishmael nach Kenya gebracht. Die Tote lag vor dem Haus von Joshua Hakizimana, berühmt und verehrt, weil er tausende Menschen vor dem Völkermord in Rwanda gerettet haben soll. Ob er etwas mit dem Tod von Macy Jane zu tun hat, kann wohl nur in Afrika geklärt werden.

Ishmael macht sich auf nach Kenya und taucht in eine völlig fremde Welt ein, in der er ohne die Unterstützung seines Kollegen keinen Schritt weiter kommen würde. Alte Kriegsherren, Frauenkooperativen, Stiftungen und Flüchtlingscamps, klapprige Bierbars, überall lauern Gefahren, aber auch nur dort gibt es Hinweise auf die Hintergründe des Verbrechens. Mukomma wa Ngugi hat mit Nairobi Heat mehr als einen guten Kriminalroman vorgelegt.

Im März 2014 startete die zweite Staffel von The Voice Kids im Abendprogramm bei SAT1, in der Kinder ihre Sangeskünste darboten. Obwohl diese Sendereihe sich wohltuend von den testosterongesteuerten Widerlichkeiten eines Dieter Bohlen in DSDS unterscheidet, darf nicht unterschätzt werden, wie viel elterlicher Antrieb und Einübung von Konkurrenzverhalten hinter solchen scheinbar naiven Aussagen wie «Dies ist der schönste Tag in meinem Leben» steckt. Der Altmeister des satirischen Krimis, Carl Hiassen, hat sich in Sternchen Himmel solch eines Schicksals angenommen. Cherry Pye hat die Talentwettbewerbe für Kinder schon lange hinter sich, ebenso wie ihre erste Karrierephase. Ihr unkontrollierbarer Alkoholkonsum, ihre Tablettensucht und die ständige Suche nach schnellem Sex haben aus dem 21jährigen Teenie-Star ein unberechenbares Wesen gemacht. Jetzt aber wird an ihrem Comeback gearbeitet. Um die Ausfälle, Klinikaufenthalte, Auftritte in Clubs zu kaschieren, wird mit der beschäftigungslosen Schauspielerin Ann Delusia ein Körperdouble für Cherry Pye engagiert. Ann Delusia scheint der einzige nicht durchgeknallte Mensch in Cherrys Imperium zu sein.

Während Cherry Pye nach zwei schwarzen, kahlrasierten Bodyguards verlangt, wird Ann Delusia irrtümlich von einem Paparazzo entführt und gerät damit in Lebensgefahr. Aber es gibt – wie im Märchen Retter – die da sind: ein untergetauchter Ex-Gouverneur, der sich von plattgefahrenen Tierkadavern ernährt und sich ansonsten brachial um die Ökologie Floridas kümmert, sowie Chemo, ein Ex-Killer und Anlagenbetrüger mit einem Minifünkchen Anstand. Und dann dreht Quentin Tarantino noch einen Film.

Teile diesen Beitrag:

Kommentar zu diesem Artikel hinterlassen

Spenden

Die SoZ steht online kostenlos zur Verfügung. Dahinter stehen dennoch Arbeit und Kosten. Wir bitten daher vor allem unsere regelmäßigen Leserinnen und Leser um eine Spende auf das Konto: Verein für solidarische Perspektiven, Postbank Köln, IBAN: DE07 3701 0050 0006 0395 04, BIC: PBNKDEFF


Schnupperausgabe

Ich möchte die SoZ mal in der Hand halten und bestelle eine kostenlose Probeausgabe oder ein Probeabo.