Die PTB/PVDA (Parti du travail de Belgique/Partij van de Arbeid van België) ist aus einer sektiererischen und autoritär geführten maostalinistischen Organisation hervorgegangen, der TPO/AMADA (Alle Macht den Arbeitern), mit allem was dazu gehörte: Kampf gegen die Sowjetunion als «sozialimperialistischen Hauptfeind» und gegen Kuba als dessen «fünfte Kolonne», Rechtfertigung der Verbrechen des Stalin-Regimes, der Roten Khmer, von Kim Il-sung usw. Andererseits legte sie immer Wert auf «Massenarbeit», unter anderem baute sie «Volkskliniken» auf, in denen die Leute zum Kassentarif behandelt werden.
Anfang der 2000er, als die PTB trotz des Erfolgs einiger ihrer Kampagnen und ihrer beachtlichen sozialen Verankerung wahlpolitisch stagnierte, beschloss ihre Führung, das Profil zu ändern und die Partei weniger sektiererisch und «extremistisch» aufzustellen. Im ersten Anlauf klappte das nicht, die Liste «Resist» zusammen mit der Europäischen Arabischen Liga scheiterte bei den Wahlen 2003.
Nachdem der Gründer und langjährige Vorsitzende Ludo Martens schwer erkrankte, begann eine umfassende Diskussion, die auf einem Parteikongress 2008 eine wirkliche Neuorientierung brachte. Heute stehen bei der Arbeit der PTB sehr konkrete Sofortforderungen im Vordergrund, Offenheit in der Bündnispolitik, Unterstützung der Gewerkschaften – aber auch Verzicht auf Kritik an den Gewerkschaftsführungen, allzu große Zurückhaltung bei Themen, die als «unpopulär» betrachtet werden, wie Rassismus, sexuelle Orientierung und Identität, Einwanderung und Flüchtlinge – wenngleich die Partei dazu nicht schweigt und an entsprechenden Demos teilnimmt.
Heute hat die PTB einige tausend Mitglieder und einige hundert Kader, eine gute Medienpräsenz, eine solide Arbeit in Betrieben und Stadtvierteln und ein effizientes Büro für Untersuchungsarbeit. Für ihre Neuorientierung dürfte das Beispiel der Sozialistischen Partei (SP) der Niederlande eine Rolle gespielt haben. Obgleich sie sicherlich ziemlich hierarchisch organisiert ist, merkt man auch bei öffentlichen Versammlungen, dass es in der PTB lebendige kontroverse Diskussionen gibt.
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