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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 01/2015
USA 2014. Mit Colin Firth. Regie: Woody Allen

von Angela Huemer

Kaum ein Regisseur hat so viele Filme gemacht wie Woody Allen, nahezu jedes Jahr kommt ein neuer Film von ihm in die Kinos. Während seine absoluten Meisterwerke wohl die Filme der 70er und 80er Jahre waren – angefangen von Play it again Sam über Manhatten und Radio Days – hat er auch danach viele sehr schöne Filme geliefert.Mit Another Woman und Match Point bewies er, dass er sehr schöne, sogenannte ernste Filme machen kann.

In der Fülle seines Werks gibt es also Meisterstücke und sehr solide, vergnügliche Filme. Magic in the Moonlight gehört zweifellos zur zweiten Kategorie. Eine Hauptrolle spielte dabei die von Woody Allen so geliebte Jazzmusik (bekannterweise spielt er selbst regelmäßig in einer New Yorker Jazzkneipe). Cole Porters Lied «You do something to me», in dem es um das Verzaubern bzw. die Verzauberung (den «spell») geht, ist das musikalische und inhaltliche Haupmotiv des Films, der Ende der 1920er Jahre spielt. Der Engländer Colin Firth (u.a. bekannt für seine Rollen als «romantischer Held» in Bridget Jones bzw. Emma) spielt den Magier Stanley Crawford. Am Anfang des Films sehen wir eine seiner Bühnenshows, in denen er als der Chinese Wei Ling verkleidet dem Berliner Publikum seine Tricks vorführt – u.a. lässt er einen Elefanten verschwinden.

In einer späteren Berliner-Nachtclubszene wartet Allen mit allen nötigen Zutaten auf, Ute Lemper singt, ähnlich kostümiert wie Marlene Dietrich im Blauen Engel. Stanleys Magierkollege Howard besucht ihn nach der Vorstellung und bittet ihn, untermalt von Ute Lempers Gesang, um einen großen Gefallen. Sophie, eine junge Frau mit vorgeblich übersinnlichen hellseherischen Fähigkeiten ist zu Gast bei der reichen amerikanischen Familie Catledge. Ihr Geld hat diese mit Stahl in Pittsburgh verdient, ausgeben tut sie es an der Côte d’Azur. Der Sohn der Familie, Brice, ist schon unsterblich in die charmante junge Hellseherin verliebt, die mit ihrer Mutter bei der Familie zu Gast ist – er übt sich sogar im Mandolinenspiel, um seiner Angebeteten Serenaden darbieten zu können. Seine Mutter, eine Witwe, erhält in Séancen beruhigende Nachrichten über das Wohlbefinden des verblichenen Gatten von der jungen Sophie und hat sie allein deshalb schon ins Herz geschlossen.

Stanley soll nun im Auftrag seines Magierkollegen Howard die junge Dame auf Herz und Nieren prüfen, ob und welche Tricks sie anwendet. Stanley ist trotz bzw. gerade wegen seines Magierberufs, in dem er sich auf ausgefeilte Tricks verlässt, ein äußerst skeptischer Mensch, der ganz und gar nicht an irgendwelche übersinnlichen oder seherischen Kräfte glaubt. Doch ganz gegen seine Erwartungen verblüfft ihn die junge Sophie immer mehr und er gerät nach und nach in ihren Bann, ihren «spell», was im Englischen nicht nur Verzauberung sondern auch Verfluchung bedeuten kann.

Gute Musik, witzige Dialoge, schöne Locations, der Film ist angenehm zu sehen, obwohl man spürt, dass Allen schon mal besser in Form war. Doch an kalten, düsteren und langen Winternachmittagen und Abenden ist der Film genau das Richtige, fast so wie ein gutes Glas Glühwein oder Punsch, der uns wärmt und dabei auch beschwingt. Dazu tragen sicherlich auch die durchwegs ausgezeichneten Schauspieler bei, allen voran Colin Firth als Stanley und Emma Banks als Sophie. Berührend auch Eileen Atkins als Stanleys Tante Vanessa.

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