von Angela Huemer
Allen, die sich mit Computern auskennen, vielleicht auch damit, welche Ideen und Konzepte der Entwicklung der Computer zugrundeliegen, ist Alan Turing schon lange ein Begriff – allen anderen hoffentlich spätestens nach diesem Film bzw. der Oscar-Verleihung am 22.Februar. Denn der Film erhielt acht Oscar-Nominierungen, u.a. als bester Film, beste Regie und beste Haupt- und Nebendarsteller.
Der Film spielt auf drei Zeitebenen: 1928, als Alan Turing noch zur Schule geht, ins Internat; die 40er Jahre in Bletchley Park, einer geheimen Radio Factory, wo die Engländer versuchen, die deutsche Verschlüsselungsmaschine Enigma zu knacken; und Anfang der 50er Jahre, als Turing in einem Verhör mit einem Polizisten seine Geschichte erzählt – das ist die wiederkehrende Narration, die sog. Off-Stimme, die Dinge erklärt.
Jeden Tag verschickten die Deutschen über Funk verschlüsselte Nachrichten und alle 24 Stunden, um Mitternacht, wurde die Verschlüsselung geändert. Die Engländer wussten, wenn sie diese Verschlüsselung nicht knacken würden, würde der Krieg schwer zu gewinnen sein. Sie waren einer der Verschlüsselungsmaschinen, Enigma, habhaft geworden. Alan Turing wurde als Teil eines Teams angeheuert, um ihren Code zu knacken. Wie dies geschah, blieb bis 50 Jahre nach dem Krieg und selbst später noch streng geheim. Die zündende Idee war schließlich, selber eine Maschine zu bauen und auf die richtige Weise zu programmieren, damit eine Art von künstlicher Intelligenz zu schaffen.
Der Film nimmt sich einige inhaltliche Freiheiten, was ihm Turing-Kenner übel nehmen: insbesonders, dass er, aus Angst, seine Homosexualität könnte bekannt werden, einen russischen Spion schützt – im Film, in der Realität ist das nie geschehen. Schön sind die Kindheitsszenen. Wir sehen, dass Turing ein Außenseiter ist, schon früh hoch begabt. Sein bester Freund, Christopher, ist ebenso hochbegabt und wird so etwas wie sein Mentor – in einer Szene gibt er ihm ein Buch über Verschlüsselungen.
Christopher stirbt, eine Zäsur im Leben Turings. Alex Lawther spielt den jungen Turing, Benedict Cumberbatch den erwachsenen. Cumberbatch ist fast schon abonniert auf «intelligente» Rollen, er hat Julian Assange verkörpert und in einer erfolgreichen BBC-Serie Sherlock Holmes. In Wirklichkeit war Turing wohl nicht so unbeholfen, wie er mitunter im Film rüberkommt, doch das auf sozialer Ebene ungeschickte Genie entspricht eher dem Klischee.
Trotz aller kleiner Ungenauigkeiten ist der Film packend und eine Würdigung der Leistung Turings. Besonders herausragend sind der Hauptdarsteller und die anderen schauspielerischen Leistungen.
Turing starb früh, Anfang der 50er Jahre wurde er wegen seiner Homosexualität angeklagt und zur Einnahme von Hormonen verdammt, eine «chemische Kastration». Er starb 1954, erst 41 Jahre alt. 2013 nahm die Queen das Urteil zurück, es hatte eine breite Kampagne dafür gegeben. Wer möchte, kann sich gut selber über Alan Turing ein Bild verschaffen, es gibt sehr viel zu lesen über ihn.
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