Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 02/2015
Molden, Resetarits, Soyka, Wirth: Ho RUGG, monkey music

von Dieter Braeg

Musik-Hörerinnen und -Hörer, heute möchte ich ein Lobschreiblied musikkolumnieren – gewidmet dem Ernst Molden, dem ich in seiner geliebten Mundart, dem Weanerischen, die Überschrift «Zum Niederknien» widme, für seine feine Kunst, die sich in Text und Melodie ausdrückt. Moldens Romane Biedermeiner, Austreiben oder Doktor Paranoiski sind überaus zu empfehlende Unterhaltungslektüre, und was er so musikalisch treibt, das sollte man unbedingt hören. Hier mit Moldens Worten, wie das so geht, wenn eine feine Platte/CD entsteht:

«Mit meiner Band hab ich eine Reise in die Wiese gemacht, ins Nordburgenland, nach Oslip oder Uzlop, wie es auf Kroatisch heißt. Hier steht an der Wulka die beeindruckende, vielhundertjährige Cselleymühle, und die beinhaltet insgesamt zu viel, um es hier aufzuzählen. Unter anderem liegt dort aber das Studio unseres Freundes, des Herrn Kantine, und dorthin gingen Herr Wilhelm, Herr Walther, Herr Hannes und ich, um unsere zwölf neuen Lieder aufzunehmen. Herr Kantine nimmt Musik ohne Computer auf, auf Tonband, das heißt, man kann nachher nichts beschönigen und muss sich also vorher gut vorbereiten. Das taten wir nach Kräften, und waren dann gar nicht so schlecht in Spiel und Gesang an den Ufern der Wulka.»

Ho Rugg heißt das Album. Ja, die vier Herren, Molden, Resetarits, Soyka und Wirth, deren Vornamen wir ja nun schon kennen, singen allein und gemeinsam wunderschöne Lieder. Alle getextet und komponiert von Ernst Molden. An Instrumenten hören wir akustische und elektrische Gitarren, Ukulene, Harps, Harmonika. Ja, diese Harmonika, gespielt vom «Harmonikagenie» Walther Soyka, die ist Superohrenschmaus.

Der Monat «Sebdemba», die Kastanien sind rostig wegen der Würmer, und «Kinda ruggts zsam» sind zwei der zwölf Geschichten, die sich um das drehen, was Wien, seine Menschen und die Umgebung ausmacht. Hier begegnen wir der Wiener Poesie, die erstmals im deutschsprachigen Raum von H.C.Artmann «med anan schwoazzn dintn» zum Bestseller wurde, und Ernst Molden ist ein wirklich großer Nachfolger des von mir so geliebten H.C.Artmann.

Hörerinnen und Hörer, das Ohr weit aufgemacht, die Augen schließen und den Melodien und Texten folgen, die vom Prater erzählen, vom Tod, der «weanerisch» viel mehr als eine schöne Leich ist, und auch der Neusiedlersee plätschert. Vielleicht braucht man eine zweite Hörbegegnung, aber dann haut es einen um, denn der Molden erzählt uns allen Geschichten, die man spürt und die man selbst vielleicht sogar erlebt, gefühlt hat. Zum nidaknian!

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