von Dieter Braeg
Am 15.Mai 1976 wurde im Schlachthof St.Marx im Rahmen der Wiener Festwochen die Proletenpassion uraufgeführt. Wenig später wurde dieser Ort besetzt und es entstand die «Arena». Dabei war sich die Gruppe namens «Schmetterlinge» bei der Entstehung gar nicht einig, was den Begriff «Passion» betraf, obgleich das Projekt in der Geschichte des Austropop schon des Umfangs wegen – 65 Songs auf drei Vinyl-LPs – ausgesprochen anspruchsvoll war. Die Langspielplattenausgabe gibt es mit einer wirklich wunderbaren Beilage auch noch heute zu kaufen. Wer ein wenig sucht, kann sie für weniger als 20 Euro erwerben.
Die Aufnahme wurde von August bis Oktober 1977 realisiert. Die «Schmetterlinge» wurden mit der Proletenpassion die wichtigste politische Musikgruppe. Beteiligt war u.a. Schurli Herrnstadt, er spielte Klavier und akustische Gitarre. Er sang z.B. «Im Mai zu Frankenhausen», «Die Frauen der Commune», den «Zug der Lemuren», sprach Martin Luther und Otto Bauer. Erich Meixner, Bass, Ziehharmonika, manche Klaviere (z.B. die klassischen), lieh seine Stimme Thomas Münzer und Alfred Krupp, sang den «Supermarkt-Song». Beatrix Neundlinger spielte Flöte. Sie ist die Frauenstimme in dieser Passion. Willi Resetarits (später auch bekannt als Ostbahn-Kurti) spielte Schlagzeug, Congas und den Mächtelmöchtel, General von Moltke und Adolf Hitler und sang u.a. «Die Weber» und «Jalava». Herbert Tampier spielte E-Gitarre, Mandoline und manchmal Bass; er verkörperte Thyssen und sang «Die große Zeit, die da begann». Pippa Tinsobin, Kirstin Lill, Lukas Resetarits und Günter Grosslechner sangen bei den russischen Chören mit, und Joris Dudli spielte bei einigen Nummern Schlagzeug.
Der Autor der Passion war Heinz R.Unger, in Wien 1938 geboren, gelernter Schriftsetzer, zuerst Werbetexter, dann Redakteur. Er ist seit 1968 freischaffender Schriftsteller.
Wir alle hatten damals noch die Illusion, man könne «politisch» was erreichen. In fünf Akten wird eine Geschichte der Revolten erzählt, von den Bauernkriegen im Mittelalter über die Gründung der Pariser Kommune 1871. Und die Oktoberrevolution 1917 ist nicht das Ende dieses Klassenkampforatoriums, das auch nach mehr als fast 40 Jahren inhaltlich und musikalisch mitreißt.
Also entweder die feine 3-LP-Ausgabe besorgen oder die aus zwei CDs bestehende Box.
Kommentar zu diesem Artikel hinterlassen
Spenden
Die SoZ steht online kostenlos zur Verfügung. Dahinter stehen dennoch Arbeit und Kosten. Wir bitten daher vor allem unsere regelmäßigen Leserinnen und Leser um eine Spende auf das Konto: Verein für solidarische Perspektiven, Postbank Köln, IBAN: DE07 3701 0050 0006 0395 04, BIC: PBNKDEFF
Schnupperausgabe
Ich möchte die SoZ mal in der Hand halten und bestelle eine kostenlose Probeausgabe oder ein Probeabo.