von Udo Bonn
Nach dem Sex: Bette Davis fordert ihren Liebhaber auf, einen «Japs» umzulegen. Der Liebhaber zögert nicht lange, steigt in seinen Wagen und erschießt einen Japaner. Der Liebhaber ist Sergeant Dudley Smith von der Los Angeles Police. Es ist Dezember 1941, wenige Tage nach Pearl Harbor und alle Menschen japanischer Herkunft sind verdächtig. Internierungen und Beschlagnahmungen werden vorbereitet, FBI-Hoover kommt persönlich vorbei um dabei mitzumischen, wie aus diesen Maßnahmen Profit zu schlagen ist.
Störend ist nur, dass am Tag vor dem japanischen Überfall auf den Pazifikstützpunkt eine japanische Einwandererfamilie umgebracht wurde. Die Tarnung als gemeinschaftlicher Selbstmord wird schnell durch den Forensiker Hideo Ashida aufgedeckt. Trotz dessen beruflicher Brillanz besteht immer die Gefahr, dass auch er suspendiert wird. Einen gewissen Schutz erhält er durch Captain William H. Parker, schwerer Alkoholiker, verzweifelter Katholik, Antikommunist und Anwärter auf den Posten des nächsten Polizeichefs. Im Grunde ist er angewidert von den rassistischen Ausschreitungen seiner Kollegen und deren offensichtlicher Zusammenarbeit mit rechtsextremen Schlägerbanden. Er schaut in die Zukunft, wenn der Krieg vorbei sein wird und aus Verbündeten Feinde werden. Er hat es abgesehen auf eine Gruppe linker Halbintellektueller, Partyvolk mit antirassistischem Gewissen. In diese Gruppe will er jemanden einschleusen und entscheidet sich für Kay Lake, die Freundin eines Polizisten. Aber auch sie funktioniert nicht so, wie er es sich vorgestellt hat.
Auf 951 Seiten entwirft James Ellroy mit diesem Roman ein L.A.-Gesellschaftspanorama, dessen Akteure wie aufgeputscht in den Krieg ziehen wollen und mühsam aufrechterhaltene moralische Kriterien beiseite gefegt werden. Gier nach Drogen, Sex, Bereicherung ist das Motto dieser Tage. Es sind die Tage und Stunden, in denen das Los Angeles von heute vorbereitet wird.
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