von Dieter Braeg
Wer denkt beim Hören der Kleinen Nachtmusik schon an Löwen in der südafrikanischen Steppe oder an die bassigen Rhythmen einer Djembe? Die Gruppe MoZuluArt gründete sich 2008 und ist seitdem Bestandteil der internationalen World-Music-Szene. Die Combo besteht aus den zimbabwischen Sängern Vusa Mkhaya, Ramadu und Blessings Nqo und dem Pianisten Roland Guggenbichler.
Ihr im April des Jahres erschienenes Album Township Serenade ist das aktuellste der bisher insgesamt drei herausgebrachten Alben. Bisher spielte MoZuluArt in 15 Ländern, und mit Wolfgang Puschnik oder den Wiener Symphonikern hatten sie prominenteste Begleiter.
Im Geburtsort der drei A-cappella-Sänger, dem zimbabwischen Bulawayo, hat man ein gänzlich anderes Musikverständnis als in Europa. Da spielt die mündliche Überlieferung die entscheidende Rolle und der Zugang zu Musik ist ein gänzlich anderer. Musik wird mündlich überliefert, von Generation zu Generation, vom Großvater über die Mutter und die Tante. Musik ist ein ganz wichtiges Element der gesellschaftlichen Tradition.Fast jedes Kind spielt ein Instrument oder singt in einem Chor. Vusa Mkhaya: «Einen vorzeigbaren musikalischen Abschluss haben aber nicht einmal die herausragenden und bekanntesten Musiker, geschweige denn, dass sie Noten lesen können.»
Die drei Musiker aus Zimbabwe blieben im Land der «Wiege der klassischen Musik» hängen; sie konnten damals keine Noten lesen, studierten Gesang, und Ramadu meint: «Es gibt Musiker, die sind Musiker, wenn Noten da sind. Sobald die Noten weg sind – sind sie keine Musiker mehr. Dann sind sie plötzlich eher wie Computer ohne die dazugehörige Software – ziemlich aufgeschmissen.»
Die elf Titel der CD vermischen europäische und afrikanische Elemente. Als «Township-Charakter» bezeichnet Pianist und Arrangeur Guggenbichler diesen Stil. Es ist eine Mischung aus europäischer Klassik und afrikanischem A-cappella-Gesang. Die Themen: Kolonialisierung, Diaspora, Heimweh und Gefangenschaft. Trotzdem bleibt es lebensbejahender Rhythmus und Beat. Auch ausweglose Situationen führen zu besten musikalischen Lösungen.
Zum Schluss, da sind sich die Musiker sicher: «Würde Mozart hören, was wir hier zusammenführen, wäre er stolz auf diese Zusammenführung zweier Kulturen.» Das lässt einen selbst in Wien, wo man der Mozartstadt Salzburg nicht sehr gesonnen ist, sogar in feinsten eleganten Konzertsälen nicht kalt. Da steht das Publikum auf und tanzt mit.
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