von Ernesto Cardenal
Du sprichst in dein Handy
und redest und redest
und lachst in dein Handyund weißt nicht, wie es gemacht wurde,
und weniger noch, wie es funktioniert
aber was macht das schon
schlimm ist, dass du nicht weißt
wie auch ich nicht wusste
dass im Kongo viele sterben
Tausende und Abertausende
sterben im Kongo
wegen dieses Handys.
In seinen Bergen gibt es Coltan
(außer Gold und Diamanten)
das man für die Kondensatoren braucht
der Mobiltelefone.
Um die Kontrolle über die Mineralien
führen multinationale Konzerne
einen endlosen Krieg
5 Millionen Tote in 15 Jahren
und sie wollen nicht, dass die Welt davon erfährt.
Ein unermesslich reiches Land
mit einer ungeheuer armen Bevölkerung.
80% der Weltreserven von Coltan
befinden sich im Kongo.
Dort liegt das Coltan schon
seit drei Milliarden Jahren.
Nokia, Motorola, Compaq, Sony
kaufen das Coltan
und auch das Pentagon und auch
die Corporation, der die New York Times gehört
und sie wollen nicht, dass die Welt davon erfährt
und auch nicht, dass dieser Krieg beendet wird
damit sie weiter das Coltan rauben können.
Kinder zwischen 7 und 10 Jahren schürfen das Coltan
weil ihre kleinen Körper
gut in die kleinen Löcher passen
für 25 Cents pro Tag
und es sterben haufenweise Kinder
durch den Coltan-Staub
oder beim Hauen des Gesteins
das auf sie niederfällt.
Auch die New York Times
will nicht, dass die Welt davon erfährt
und so kommt es, dass man nicht erfährt
von diesem organisierten Verbrechen
der multinationalen Konzerne.
Die Bibel setzt sie gleich
Gerechtigkeit und Wahrheit
und die Liebe und die Wahrheit
so wichtig also, diese Wahrheit
die uns frei machen wird
auch die Wahrheit über das Coltan
Coltan in deinem Handy
in das du sprichst und sprichst
und in dein Handy lachst.
* Aus: Ernesto Cardenal, Etwas, das am Himmel wohnt. Neue Gedichte. Aus dem Spanischen von Lutz Kliche. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2014. Gefunden in: AMOS („erscheint aus guten Gründen seit 1968 im Ruhrgebiet“) 2/2015, Seite 15; http://amos-zeitschrift.de
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