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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 11/2015
Ursachen von Naturzerstörungen – Begründungen einer Postwachstumsökonomie. Hamburg: VSA, 2015, 240 S., 22,80 Euro
von Rolf Euler

Wir wissen inzwischen sogar vom Papst, dass «Kapitalismus tötet». Wir wissen immer mehr über den Raubbau an den natürlichen Grundlagen der Erde, den das ungebrochene Wirtschaftswachstum mit sich bringt. Und dazu gibt es nun als Neuauflage das Buch von Athanasios Karathanassis, Kapitalistische Naturverhältnisse. Er ist einer der, ungebeugt durch universitäre Gepflogenheiten, sich auf marxistische Theorietraditionen berufenden Wissenschaftler. Er untersucht in seinem Buch die Ursachen von Naturzerstörungen und führt aus, wie diese mit der inneren Logik der Kapitalakkumulation einhergehen.
Am Beispiel des Verbrauchs fossiler Energieträger wie Kohle und Öl, am Beispiel der Vernutzung der Fischbestände oder der Tropenwälder, am Schaden, den Reststoffe in der Natur anrichten, wird deutlich, wie die Zerstörung der Natur unter den Wachstums- und Gewinnplanungen großer Unternehmen immer weiter voranschreitet.
Der Autor zieht eine große Zahl von Studien heran, Zahlenbeispiele und Tabellen erläutern vor allem den rasanten Anstieg aller Faktoren in der Zeit etwa nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die jüngste Zeit. Zu Anfang erläutert er aus den Hauptsätzen der Physik auch die theoretischen Grundlagen der Energieerzeugung für Dampf, Strom, Stahl, Zement. Er legt dar, wie sich Stoffkreisläufe im Lauf der Entwicklung des Lebens und der menschlichen Gesellschaft verhalten. Und wie im entwickelten Kapitalismus diese Stoffkreisläufe in immer stärkerem Maße strapaziert werden und der Mangel an Rohstoffen für weiteres Wachstum unausweichlich ist, weil die kapitalistischen Entwicklungsgesetze zwar im Rahmen der physikalischen Gegebenheiten stattfinden, ihnen aber ebenso ihre eigene Logik aufzwingen.
Er schildert den Lebensraum, die natürlichen Abläufe, die unvermeidlichen Rückkoppelungen von Eingriffen und die zunehmende Umwandlung von Jahrmillionen alten fossilen Ablagerungen in immer kürzerer Zeit in Rest- und Schadstoffe. Ausführlich geht Karathanassis auf die Zeit des Fordismus ein, der vor allem durch die Ausweitung des Massenkonsums – zumal die Automobilfertigung und ihre Folgen – geprägt ist, sowie auf die Folgezeit, in der die Globalisierung aller Warenverhältnisse sich scheinbar die «Natur untertan» gemacht hat, mit immer größeren Schäden in den Ökosystemen.
Sein Fazit: «Das Ende des Tanzes ums kalbende Gold» und die Entwicklung von «suffizienten Lebensweisen» in und gegen die «Ökonomie der Maßlosigkeit».
Es ist ein nicht «leicht» zu lesendes, wissenschaftliches Buch, das wir hier empfehlen. Aber es gehört in die Reihe der mahnenden und aufklärenden Bücher des neuen Jahres.

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