Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 11/2015
Übersetzung Chris Hirte. Droemer Verlag, 2015. 831 S., 16,99 Euro
von Udo Bonn

Am 26.September letzten Jahres wurden 43 Lehramtsstudenten in der mexikanischen Stadt Iguala von Sicherheitskräften festgenommen, an eine örtliche Drogenbande übergeben und von dieser ermordet. Trotz der Festnahme des PRD-Bürgermeisters und des Chefs der Bande sind weder die Opfer identifiziert noch das Netzwerk aus Politik, Polizei und Drogengang wirklich aufgedeckt.
In Don Winslows Roman Das Kartell, der Fortsetzung seines Bestsellers Tage der Toten, berichtet er von einem ähnlichen Massaker. Eine hochaufgerüstete Drogenmiliz überfällt eine Party und tötet alle Jugendlichen. Irrtümlich. Es ist die Zeit der großen Kartellkriege und des vom Präsidenten Felipe Calderón 2007 ausgerufenen Kriegs gegen die Drogen. Durch ihre Ausweitung dringen die militärischen Auseinandersetzungen immer tiefer in die Zivilgesellschaft ein, ganze Städte werden zu Schlachtfeldern und irgendwann unbewohnbar. Zwangsrekrutierte und Söldner aus Mittelamerika füllen die Reihen der Milizen auf. Wieder sind der ehemalige DEA-Agent Art Keller und sein – auch persönlicher – Gegner Adán Barrera die Hauptprotagonisten. Keller hatte Barrera, mit dem er einmal befreundet gewesen ist, ins Gefängnis gebracht. Während Keller sich als Bienenwächter in ein klösterliches Leben zurückgezogen hat, bereitet Barrera seinen Ausbruch und die Rückkehr an die Spitze des Sinaloa-Kartells vor. Winslow schildert den Bürgerkrieg mit 70.000 Toten und über 240.000 Vertriebenen so, wie er ist: unmoralisch, gesellschaftszerstörend und extrem brutal. Man verschlingt Seite für Seite und doch bleibt ein schales Gefühl übrig: Grausamkeiten werden detailliert erzählt, eine Orgie aus Blutrausch und Wahn.

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