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Arbeitskämpfe 1. Januar 2016
IG BAU und GEW gemeinsam gegen Kürzungen für Reinigung in Krefeld
von Cayan Kartal*

Seitdem in Krefeld im Sommer Ausschreibungen für die Reinigung der städtischen Gebäude, z.B. Schulen und Kitas, durchgeführt wurden, haben sich die Arbeitsbedingungen der Reinigungskräfte extrem verschlechtert.
Die Stadt Krefeld hatte zuvor Kürzungen geplant und alle Ratsparteien bis auf DIE LINKE hatten ihnen zugestimmt. Deshalb wurden die Reinigungszeiten verkürzt, meist sogar bei gleicher Fläche. Die Aufträge bekamen die Reinigungsfirmen mit dem billigsten Angebot, sie stellten auch prompt weniger Reinigungskräfte ein. Somit kam es zu Personalreduzierung und Kürzungen der Reinigungszeit bis zu 50% bei gleichbleibender Fläche. Die Stadt Krefeld hat Verträge mit Reinigungsfirmen geschlossen, die aus Profit- und Vertragsgründen flächendeckend für schlechte Arbeitsergebnisse sorgen müssen. Viele Reinigungskräfte wurden vor Antritt der neuen Reinigungsfirmen von den alten Firmen entlassen. Am Ende der Ausschreibung hat die Stadt Krefeld mit fünf Reinigungsfirmen einen Werksvertrag abgeschlossen.

Katastrophales Ergebnis
Das Resultat dieser massiven Kürzungen ist, dass die Lehrkräfte in den Schulen und Kitas in ihrer Arbeitszeit die Gebäude ungewollt mitreinigen müssen. Die Stadt Krefeld will damit bis zu 300000 Euro sparen, und die Firmen, die die Aufträge bekommen haben, wollen mit möglichst wenig Arbeitskräften den höchsten Profit erzielen. Alles auf Kosten der Beschäftigten (Reinigungskräfte, Lehrpersonal usw.) Auch die Schüler und Kleinkinder leiden darunter, weil die Einrichtungen unter diesen Bedingungen kaum gereinigt sind.
Beschäftigte, die jahrelang dieselben Einrichtungen reinigen, müssen bei jeder Ausschreibung neu um ihren Arbeitsplatz bangen, weil die Firmen, die den Auftrag bekommen, sie ja nicht einstellen müssen. Falls sie doch zu den Glücklichen zählen, fangen sie erneut ein befristetes Arbeitsverhältnis an und stehen unter massivem Zeitdruck, die gewohnte Fläche zu schaffen. Die zuständige Gewerkschaft IG BAU spricht von Turboputzen und prangert schon seit langem diese miesen Bedingungen an. Alle Beschäftigten sind auf den Job angewiesen, meist sind es Frauen, manchmal mit Migrationshintergrund, manchmal Alleinerziehende. Ein Leben lang befristet und prekär. Hinzu kommt, dass Reinigungskräfte, die sich den schlechten Arbeitsbedingungen widersetzen, mit Kündigung gedroht wird.
Die Reinigungsfirmen sparen auch bei der Anschaffung von Arbeitsmaterial und Maschinen. Es gibt nicht einmal genügend Putzmittel oder technische Ausrüstung. Die Beschäftigten müssen teilweise eigene Putzmittel mitbringen, weil eine Reinigung nur mit Wasser unmöglich ist. Sie nehmen die Wischmopps mit nach Hause, weil sie nicht gewaschen werden. Sie bringen sich ihre eigenen Handschuhe mit, weil die nicht immer zur Verfügung gestellt werden.

Gemeinsamer Kampf
Die örtliche Fachgruppe Gebäudereinigung der IG BAU organisierte Infoveranstaltungen, eine Pressekonferenz und Aktionen. Es wurde ein 10-Punkte-Programm mit konkreten Verbesserungsvorschlägen aufgestellt, was die Stadt Krefeld schließlich zu einigen Zugeständnissen bewog. Das war alles vor der Ausschreibung. Als dann die drastischen Kürzungen beschlossen wurden, entschlossen sich IG BAU und die Krefelder GEW zusammen mit den betroffenen Reinigungskräften und dem Lehrpersonal, sich zu widersetzen. Sie fordern mehr Personal für die Reinigung in städtischen Objekten und die Rücknahme der Kürzungen, mehr Zeit für die Reinigungskräfte, keine Einsparungen auf dem Rücken der Beschäftigten.

* Der Autor ist Freiwilliger Korrespondent der Arbeiter-Migranten-Zweiwochenzeitung Yeni-Hayat/Neues Leben. Rückfragen beim Gewerkschaftssekretär der IG BAU, Mahir Sahin, unter (0171) 5584502.

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