von Udo Bonn
Irma, auch Negra genannt, kommt mit ihrer kleinen Tochter nach Santa Rita, einem unbedeutenden Örtchen im Süden Mexikos. Als Sozialarbeiterin, die für die Nationalkommission für Migration arbeitet, muss sie ihre erschossene Kollegin ersetzen. Ihre Aufgabe: Für die Nationalkommission soll sie die Opfer eines Brandanschlags betreuen. Das Quartier einer Gruppe von mittelamerikanischen Migranten wurde von einer örtlichen Bande mit Molotowcocktails angesteckt, es gab Tote und Schwerverletzte. Irma gerät in ein System von Angst, Beschwichtigungen, Korruption, Bedrohungen, das von der Behörde über die Polizei, die Taxifahrer und Haushaltshilfen bis zu den Brandopfern reicht.
Hier in Mexiko sind die Menschen aus Honduras, Guatemala, El Salvador nichts anderes als Parias, die man bis zum Blut ausnutzen, verkaufen, vergewaltigen kann. Niemand will über den Anschlag sprechen – bis auf die junge Yein, die ihn knapp überlebt hat. Yein will sich nicht abfinden mit den behördlichen Vertuschungsaktionen, sie will Rache.
Irma, die darunter leidet, als Frau nicht beachtet zu werden, nimmt Beziehungen auf zu ihrem Nachbarn und Vorgesetzten Vidal, der eine merkwürdige Faszination auf sie ausübt, und zu dem Journalisten Luna, der wissen will, was in Santa Rita geschehen ist. Ahnungslos gefährdet sie damit Menschen, das irrsinnige Morden geht weiter.
Und als ob nicht allein die Situation in Santa Rita Irma an den Rand der Erschöpfung treiben würde, sind da noch die vorwurfsvollen und verbiesterten Anrufe des Vaters ihrer Tochter aus Mexiko-Stadt. Kleinbürgerliche Perspektivlosigkeit und Machofrust machen aus ihm eine männliche Bestie, die Opfer sind Frauen aus dem Süden.
Antonio Ortuños Roman Die Verbrannten erzählt eine grausame Geschichte aus grausamen Verhältnissen, aber er erzählt sie meisterhaft.
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