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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 02/2016

Das Roden geht weiter – der Widerstand auch
von ah, ak

Wie von Waldschützern seit langem befürchtet und von den Behörden offiziell erlaubt, werden die Rodungen im Hambacher Forst fortgesetzt, diesmal auch südlich der ehemaligen Autobahn A4. Es sollen Schneisen entstehen, damit Grundwasserbrunnen gebaut werden können. Am 21.Januar hatten die Bauarbeiten Folgen: Bei einem von privaten Sicherheitsdiensten flankierten Versuch, Blockaden zu entfernen, kam es zu Auseinandersetzungen. Dabei fuhr ein Jeep zwei Aktivisten an, einer wurde dabei nicht unerheblich verletzt. Die RWE sprach von einem «brutalen Angriff von Aktivisten auf Mitarbeiter von RWE-Partnerfirmen», die Polizei spricht in einer Presseaussendung von Attacken gegen Polizeifahrzeuge mit Steinen und Feuerwerkskörpern und ermittelt wegen Landfriedensbruch. Unterstützer der Waldschützer haben hingegen Anzeige gegen die privaten Sicherheitsleute und gegen die Polizei erstattet.
Einige sehen den Wald bereits verloren, allein in diesem Jahr darf die RWE 68 Hektar Wald roden. RWE-Vertreter beschwichtigen laut Kölner Stadtanzeiger mit dem Hinweis, dies nicht «in einem Schwung» tun zu wollen. Nach wie vor harren Aktivisten in Baumhäusern aus und auf ihrem Blog berichten sie, dass die Blockaden wieder intakt sind. Schon vorher hatten sie bekanntgegeben, dass Ende Januar eine Aktionswoche sein würde, und Mitstreiter zu sich eingeladen.
Am 24.Januar unternahm der Waldpädagoge Michael Zobel erneut einen seiner monatlichen Waldspaziergänge – diesmal, so berichten die Waldschützer stolz, nahmen 267 Personen daran teil. Ein Zeichen, dass sich die Bewegung gegen den Kohleabbau nicht kleinkriegen lässt. In Köln wird jetzt für Unterstützung getrommelt – die Sache hat das Zeug, zu einer größeren regionalen (und überregionalen?) Auseinandersetzung zu werden.
Der Hambacher Forst wird seit Jahrzehnten dem Untergang geweiht und ist dennoch noch nicht verloren. Die neue Sensibilisierung, die durch das Klimacamp und die Aktion Ende Gelände sowie in internationalen Klimaproteste im vergangenen Jahr entstanden ist, kann der Mobilisierung neuen Schwung geben. Der Hambacher Forst ist einer der wenigen Primärwälder im an ursprünglicher Natur nicht gerade reich gesegneten Nordrhein-Westfalen, ein Stieleichen-Hainbuchen-Maiglöckchenwald, erklärt Michael Zobel seinen Waldspaziergängern.

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