von Michael Sankari
Ein Buch mit diesem Titel, noch dazu von einem streitbaren Anwalt, der sich wie wenige seiner Kolleginnen und Kollegen aus der politischen Deckung wagt, sollte eigentlich längst rezensiert und erst recht breit diskutiert sein. Dass dem nicht so ist, liegt wohl daran, dass bei der Bewertung der gewerkschaftspolitischen Situation 2015 in Deutschland kaum jemand gut weg kommt: nicht die Verantwortlichen, die aus ihrer gesellschaftlichen Rolle heraus aktiv an der Beschränkung von Arbeiterrechten arbeiten – Unternehmerverbände usw. –, aber eben auch nicht diejenigen, die sich wie viel zu große Teile der DGB-Gewerkschaften einen Vorteil davon erhoffen, wenn sie dieses Spiel mitspielen und immer wieder ihre Rolle als Standortfaktor im Sinne der «Sozialpartnerschaft» unter Beweis stellen.
Gerade vielen linken Gewerkschaftern, die dem DGB aus ideologischen Gründen trotz Migräne und öfteren Würgreizen die Stange halten, weil es nun mal notwendig ist, eine «Einheitsgewerkschaft» zu erhalten, dürfte Geffkens Schrift nicht gerade zur Genesung dienen.
Nebenbei fasst sie zusammen, in welchem Verhältnis die Form Gewerkschaft zu den Kämpfen der Klasse steht und was zuerst war: das Huhn, oder das Ei. Diese und viele andere Fragen, die man sich als aktiver Gewerkschafter öfter stellen sollte, werden gut zusammengefasst auf 80 Seiten geklärt. Eine Lektüre, die diskutiert werden muss – will man nicht vor der sich veränderndern Wirklichkeit in der Arbeitswelt die Augen schließen.
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