von Wolfgang Feikert*
Das Gesamtergebnis der Landtagswahlen war im drittgrößten Bundesland Baden-Württemberg wie folgt: Grünen mit Abstand stärkste Partei (30,3%), vor der CDU (27%); AfD aus dem Stand heraus drittstärkste Partei (15,1%) mit einem Vorsprung von 2,4 Prozentpunkten vor der SPD (12,7%). Die FDP zog mit 8,3% gestärkt in den Landtag ein. Die LINKE, die als einzige Partei in der Flüchtlingsfrage nicht gewackelt hat, blieb bei 2,9% hängen.
Die Hochburgen der Grünen lagen ausschließlich in Universitätsstädten: Wahlkreis Stuttgart I 42,4%, Heidelberg 41%, Freiburg II 40,5%, Konstanz 39,6%, Freiburg I 39%, Tübingen 37,7%, Stuttgart II 37,2% und Karlsruhe I 36,2%.
Wählerwanderung: Die Grünen bekamen von der SPD 157000 Stimmen, von der CDU 107000 und aus dem Lager vorheriger Nichtwähler 129000 Stimmen; an die AfD mussten sie 70000 Stimmen abgeben.
Die Hochburgen der CDU liegen nunmehr ausschließlich in ländlichen Regionen, selbst städtisch geprägte Wahlkreise, die vorher zu ihren Hochburgen zählten, gingen an die Grünen verloren, z.B. Villingen-Schwenningen im Südschwarzwald oder Ravensburg in Oberschwaben.
Wählerwanderung: Die CDU bekam nur von der SPD 13000 Stimmen, gab aber an die AfD 190000 Stimmen ab, an die Grünen 107000, an die FDP 86000 und an das Lager der Nichtwähler 15000 Stimmen.
Die AfD gewann aus dem Stand heraus zwei Direktmandate: im Wahlkreis Pforzheim – schon 1992 eine Hochburg der damals im Landtag vertretenen Republikaner (REP) – und im Mannheimer Arbeiterwahlkreis Mannheim I (23%), den die SPD 24 Jahre gehalten hat.
Zu Pforzheim gibt es noch eine Vorgeschichte: In diesem Raum gibt es eine hohe Konzentration von Russlanddeutschen und Spätaussiedlern, die über das russische Fernsehen die «Story» aufgetischt bekamen, in Berlin habe ein Flüchtling eine 13jährige Russlanddeutsche vergewaltigt: Obwohl sich dies als glatter «Fake» herausstellte, demonstrierten diese Bevölkerungsgruppen in einer ganzen Reihe von Städten in Baden-Württemberg wochenlang gegen die vermeintliche Vergewaltigung. Auf dieser Basis konnte die AfD massenhaft Stimmen in Siedlungen von Russlanddeutschen einsammeln (siehe BNN vom 14.3.), so im Wahlbezirk Buckenberg im Pforzheimer Stadtteil Haidach (43,2%) und im Rastatter Wahlbezirk Rheinau-Nord (41,2%), während die CDU dort nur auf 14,2% der Stimmen kam. Weitere Hochburgen der AfD waren: Backnang, Bruchsal, Enzkreis, Calw und Schwetzingen – jeweils ewas über 19%.
Die AfD bekam von den früheren Nichtwählern 209000 Stimmen, von der CDU 190000, von der SPD 90000, von den Grünen 70000, von der Linkspartei 22000 und von der FDP 18000 Stimmen.
Der von der SPD verlorene Wahlkreis Mannheim I blieb ihre einzige wirkliche Hochburg, mit nur noch 22,2% der Stimmen. In allen anderen 69 Wahlkreisen blieb sie unter 20%, das gilt auch für Wahlkreise, die stark von der Automobilindustrie geprägt sind, wie Neckarsulm (Audi), Rastatt (Daimler-Benz), Heidenheim (Voith Gelenkwellen und Getriebe). In acht überwiegend ländlich geprägten Wahlkreisen rutschte sie sogar unter 10%: Balingen, Ehingen, Tuttlingen-Donaueschingen, Rottweil, Ravensburg, Wangen im Allgäu, Biberach; das Schlusslicht bildete Sigmaringen mit 6,8%.
In ihrem sogenannten «Stammland» holte die FDP ein Maximum von 13,5% (Freudenstadt).
Die LINKE konnte sich lediglich in großen Universitätsstädten – dort teilweise stark – verbessern, während sie in den anderen Wahlkreisen entweder stagnierte oder frühere Protestwähler an die AfD verlor. Im Vergleich zu 2011: Freiburg II 7,7% (+2,8 Prozentpunkte), Stuttgart I 7,3% (+3,9 Prozentpunkte), Heidelberg 6,1% (+2,7 Prozentpunkte), Stuttgart IV 5,9% (+1,9 Prozentpunkte), Tübingen 5,3% (+1,7 Prozentpunkte), Mannheim I 5,1% (–0,7 Prozentpunkte), Karlsruhe II 4,9% (+1,1 Prozentpunkte), Karlsruhe I (4,8% (+1,7 Prozentpunkte) und Mannheim I 4,5% (+0,7 Prozentpunkte).
* Quelle: wahl.swr.de
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