von Manuel Kellner
Die schwere Bombardierung Aleppos durch die Luftwaffe des Assad-Regimes, unterstützt von der Luftwaffe Russlands, bringt unvorstellbares Leid für die Zivilbevölkerung. 250.000 Menschen sind im Ostteil der Stadt eingeschlossen, laut dem Kinderhilfswerk der UNO Unicef darunter 100.000 Kinder, die dem Bombenhagel hilflos ausgeliefert sind. Darüber hinaus droht zwei Millionen Menschen, die in der weitgehend zerstörten Stadt leben, dass sie von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten werden. Humanitäre Hilfe ist kaum noch möglich, Hilfskonvois werden nicht eingelassen oder kommen nicht zu den Vierteln im Ostteil der Stadt durch.
Im Sicherheitsrat der UNO machen sich die USA und Russland gegenseitig Vorwürfe, und die Spannung zwischen den Großmächten wächst. Russland dementiert aber nicht, an den Aktionen von Assads Luftwaffe beteiligt zu sein, fordert aber die USA dazu auf zu beweisen, dass sie nicht an der Entfesselung kriegerischer Aktionen im Nahen und Mittleren Osten beteiligt gewesen sei.
Die Linke und die Friedensbewegung in Europa schweigen weitgehend zur jüngsten Eskalation des Konflikts. Man fürchtet das Assad-Regime und Russland zu kritisieren, weil das dann als Unterstützung der USA, des Westens und seiner Verbündeten wie Saudi-Arabien ausgelegt werden könnte. Man glaubt, die Alternative zu Assad sei ein islamistisches Regime. Man vergisst, dass die Assad-Diktatur selbst eine islamische Verfassung hat und das konfessionelle Sektierertum ebenso instrumentalisiert wie ihrerseits die USA - und ihre schiitischen Verbündeten wie die Hizbollah sind selbst nur eine andere Spielart des Islamismus.
Es fehlt also der Aufschrei gegen einen so barbarische Gewaltakte wie die massive Bombardierung einer Großstadt mit vielen zivilen Opfern. Eine Linke, die dazu schweigt, verliert ihre Glaubwürdigkeit. Darum ist es dringend nötig, dass sich diese Linke vom „Campismus“ befreit, vom geostrategisch geprägten Lagerdenken, und stattdessen internationalistische Solidarität im Kampf gegen jede Ausbeutung und Unterdrückung in den Mittelpunkt ihrer Haltung zu internationalen Konflikten rückt.
Der furchtbare Kriegszustand in Syrien kann nur beendet werden, wenn alle ausländischen Mächte und bewaffneten Kräfte das Land verlassen. Das würde auch die Assad-Diktatur nicht lange überleben – sie ist schon seit geraumer Zeit nur mithilfe ihrer ausländischen Verbündeten an der Macht.
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