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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 11/2016

«Gemeinsam Gewinnen!»
von Violetta Bock

700 Teilnehmer, gefühlt 250 Sekretäre, 200 Wissenschaftler, 150 Politaktivisten und 100 Aktive aus Betrieben: Hierin liegt die ganze Stärke und Schwäche der dritten Streikkonferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die am ersten Oktoberwochenende in Frankfurt am Main stattfand.

Den größten Applaus erhielten die Aktive aus den Betrieben, und man merkte, wie vielen das Herz aufging, als an die zwanzig Kolleginnen und Kollegen von Zumtobel am Samstagmorgen die Bühne betraten. Sie kämpfen seit Ende August mit Dauerbetriebsversammlungen und stehen seit dem 8.September in einem unbefristeten Streik anlässlich der angekündigten Schließung ihres Standorts. Sie kämpfen nicht gegen die Schließung, sie kämpfen für einen Sozialtarifvertrag, der die Schließung für das Unternehmen möglichst teuer macht.

Für ihre Entschlossenheit erhielten die Mitglieder der IG Metall minutenlang Standing Ovations. Der Beifall galt stellvertretend all den motivierenden Momenten und den direkten Erfahrungsberichten der Kolleginnen und Kollegen über ihre Kämpfe – sei es gegen Union Busting, sei es der Streik an der Charité, im Sozial- und Erziehungsdienst oder bei Amazon. Man merkte, wie die Organisatoren aufrichtig bestrebt sind, solchen Berichten Raum zu geben und den Anteil an Betriebsaktiven sich von Konferenz zu Konferenz steigert. Im Vergleich zu den ersten beiden Konferenzen scheint dies bei den Podien der Workshops diesmal auch gelungen zu sein.


Positive Entwicklung
In der Zusammensetzung der Konferenz liegt aber auch eine Stärke: 700 Teilnehmende, Multiplikatoren, mit dem festen Willen, ihren Teil dazu zu tun, die Arbeiterbewegung wieder aus der Defensive zu führen, der Sozialpartnerschaft Adieu zu sagen und offen gegenüber neuen Arbeitskampf- und Organisierungsformen zu sein.

Das ist in Deutschland in dieser Form einzigartig. Gerade weil es innerhalb der Gewerkschaften kein Forum gibt, in dem sich links orientierte Gewerkschaftsfunktionäre austauschen können. Die Konferenz bot Raum für zahlreiche Workshops, Podiumsveranstaltungen, Themen- und Praxisseminare, andererseits aber auch für Branchen- und Regionaltreffen, wodurch die Möglichkeit geschaffen wurde, selbst direkten Erfahrungsaustausch zu organisieren. Zur Vernetzung eignete sich diese Konferenz also hervorragend. Um dem Publikum gerecht zu werden, könnte die Stärkung konfliktorientierter Arbeitskampfführung innerhalb der Gewerkschaftsorganisationen daher auch konkreter zum Thema gemacht werde. Man spürte, wie groß der Bedarf hierfür ist.

700 Personen nahmen also an dieser dritten Konferenz teil – branchenübergreifend innerhalb des DGB. Organisiert wurde die Konferenz unter Beteiligung der Ver.di Jugend, des Ver.di-Bezirks Frankfurt/M. und Region, der GEW Hessen sowie der NGG und der IG Metall Frankfurt und Umgebung. Diese Unterstützung durch offizielle Gewerkschaftsgliederungen war ein positives Signal. GDL, Cockpit, UFO und andere Gewerkschaften schienen hingegen nicht vertreten zu sein, wären bei zukünftigen Konferenzen aber eine große und notwendige Bereicherung, um tatsächlich gemeinsam zu gewinnen.

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