Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 11/2016
Berlin: Suhrkamp, 2016. 235 S., 14,99 Euro
von Udo Bonn

Ganz am Ende sitzen sie, der Faller, der Calabretta, der Schulle, der Brückner, Rocco, Karla, Klatsche und Riley im Stadion, um den FC St.Pauli mit seinem neuen sympathischen Trainer beim Kampf gegen den Abstieg zu unterstützen. Nicht nur die 11 auf dem Platz scheinen auf der Verliererseite zu spielen. Wenn man in Hamburg einem Gangster die Eier wegschießt, ist Schluss mit Karriere als ermittelnde Staatsanwältin. Chastity Riley ist jetzt Opferschutzbeauftragte und muss sich um einen Namenlosen kümmern, der übel zugerichtet in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Riley entspricht jetzt so gar nicht dem Bild, dass man von einer Staatsanwältin haben könnte, selber Alkohol und Nikotin zugeneigt, gelingt es ihr mit ein paar Flaschen Bier und Zigaretten, sich Zugang zu dem Verletzten zu verschaffen. Wenn man bei denen da oben unbeliebt ist, muss man wenigstens mit den Kollegen klar kommen, aber die nettesten haben selber Probleme oder gehen eigene Wege. Es geht um Chrystal Meth und das noch tödlichere Kro aus tchechischen Drogenküchen. Eine große Lieferung steht an.

Insgesamt keine allzu neue Geschichte, aber was Simone Buchholz in Blaue Nacht daraus macht, hat schon Sonderklasse. Die lakonische Sprache der Ich-Erzählerin, der unaufgesetzte Witz ihrer Worterfindungen, die kleinen Geschichtchen ihrer Freundinnen und Freunde, ihrer Kollegen, die Bier-, Wein- oder Kaffeeseeligen Nachmittage und Abende im portugiesischen Familienrestaurant und in der Blauen Nacht, all das macht den Krimi zu was Besonderen. Blaue Nacht ist schon der sechste Roman um Chastity Riley, und hoffentlich legt Simone Buchholz nach. Und dann vielleicht wieder mit Inceman, der großen Liebe, der weg musste aus Hamburg, hin nach Istanbul.

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