Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 02/2017
Wien: Promedia, 2016. 176 S., 14,90 Euro
von Rolf Euler

Im Nachgang zum Thema der letzten SoZ – VW, die Autogesellschaft und die Verkehrswende – empfehle ich das Buch von Bernhard Knierim: Ohne Auto leben.

Der dringende Anlass für dieses Buch ist die Tatsache, dass der Schadstoffausstoß des Verkehrs weiter zunimmt, dass Lkw- und Dieselabgase und Lärm in den Städten gesundheitsgefährdende Ausmaße angenommen haben, dass immer mehr Landschaft versiegelt wird, dass die Verkehrsströme ständig Stau produzieren und dass in den Innenstädten zwar längst Alternativen heranwachsen, aber auch oft kümmern oder in Nischen bleiben.

Knierim weist ausführlich auf die vorhandenen oder zu schaffenden Alternativen hin: öffentlicher Verkehr mit Bahn und Bus, Mobilität im Nahbereich mit Fahrrad und zu Fuß, die Alternativen Car-Sharing und Lastentaxi.

Er beschreibt, wie sehr das Auto beim Einkaufen, im Berufsverkehr oder bei Ausflügen verzichtbar ist. Wie es hauptsächlich darum geht, im Kopf die Mobilitätsplanung «umzuschalten», wie dringend dazu aber auch die politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen entsprechend vorhandenen, guten Beispielen geändert werden müssen.

Wer die Buchempfehlung aus SoZ 12/2016, FairReisen, dazunimmt, trifft auch bei Knierim auf eine Fülle von Tips für den Urlaub. Dabei weist er darauf hin, dass weite Reisen auch ohne Auto möglich sind – das ist natürlich kein Rat, die Alternative im Flugzeug oder Kreuzfahrtschiff zu sehen. Es kommt ja auch auf den Erholungswert der Reise an, der in der Bahn deutlich höher ist als im Auto. Autofreie Urlaubsorte gibt es und können vorbildlich genutzt werden.

Wer in größeren Städten wohnt, kennt sicher mehrere Beispiele von autofreier Mobilität. Dort, wo das Nahverkehrsnetz gut ausgebaut ist, wie etwa in Hamburg oder Berlin, stellt sich die Frage nach dem eigenen Auto immer weniger, da es ständig auf Parkplatzsuche ist und die meiste Zeit teuer herumsteht.

Der ökologische Nutzen eines Alltags ohne Auto ist offensichtlich. Der praktische und finanzielle Nutzen lässt sich lernen. Im Selbstversuch kann mensch probieren, wie es klappen könnte. Eine Entschleunigung kann auch psychologisch heilsam und für schwächere Verkehrsteilnehmende sogar lebensnotwendig sein.

Knierim weist nachdrücklich auf die finanziellen Folgen des Autoverkehrs durch direkte Subventionen wie ermäßigte Dieselsteuer, Pendlerpauschale, Steuerfreiheit für Kerosin und Dienstwagen hin. Ebenso auf die indirekten «externen» Kosten durch Unfälle, Umweltschäden, Straßenreparaturen, die der Allgemeinheit aufgebürdet werden.

Alles in allem ein sachgerechtes, informatives, Anreize gebendes Buch für eine individuelle und politische Verkehrswende.

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