von Rolf Euler
«Auch was hinter uns liegt, steht uns weiter bevor» (Martin Seel, Theorien).
«Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen» (Christa Wolf, Kindheitsmuster).
Am Anfang dieses Jahres 2017, wenn die Aktualitäten nach erneuter Kritik und Einmischung verlangen, ist es nicht verkehrt, den Blick «zurück-nach-vorn» auf 1967, die Zeit vor 50 Jahren zu richten.
Einige Daten sollen hier erinnert werden:
– am 21. April der Militärputsch in Griechenland, der uns ein weiteres Gesicht der NATO zeigte;
– der eskalierende Vietnamkrieg – später wird bekannt, dass Richard von Weizsäcker über die Firma Boehringer-Ingelheim indirekt an den Geschäften mit Agent Orange beteiligt war;
– am 2.Juni die Ermordung von Benno Ohnesorg in Berlin bei einer gegen den Schah-Besuch gerichteten Demonstration. Erst lange nach der Wende wird bekannt, dass der schießende Polizist Kurras bei der Stasi war;
– die eskalierende Hetze gegen alle linken Ideen und Menschen mit abweichendem Aussehen in der Springer-Presse, aber auch unter reaktionären Politikern;
– im Juni der 6-Tage-Krieg Israels gegen die arabischen Nachbarländer, nach dem die Besetzung des Westjordanlands und des Gaza-Streifens beginnt;
– im Juli massive Proteste in den USA, Muhammad Ali verweigert den Kriegsdienst in Vietnam, auf dem Campus vieler Universitäten gibt es Kämpfe, in Detroit und Newark gibt es 49 Tote;
– am 9.Oktober wird Che Guevara in Bolivien ermordet.
Die Flammen, die damals fast weltweit entzündet wurden, schwelen oder brennen an vielen Orten, vor allem im Nahen Osten, weiter. Der Widerstand der beginnenden Studentenbewegung fand hier seine Wurzeln. Innerhalb kürzester Zeit fanden radikale und kritische Schriften und Bücher ihre Leser. Marx und andere Sozialisten wurden aus der Versenkung geholt. Versammlungen von studentischen oder republikanischen Organisationen, Sit-Ins und Teach-Ins begannen. Wer sich nicht die Augen und Ohren zuhielt, lernte die Welt von einer anderen Seite als gewohnt kennen. Die kurz zuvor durchgeführten Auschwitz-Prozesse, die Beschäftigung von ehemaligen Nazis in der Regierung und den Verwaltungsspitzen taten ein übriges, den Blick zu schärfen und den Zorn gegen die herrschenden Verhältnisse zu befördern. Hinter diese Erkenntnisse können und wollen wir auch heute nicht mehr zurück.
Der Druck auf Flüchtende weltweit, Bewegungen wie Occupy oder jetzt die Großdemonstrationen gegen Trump zeigen, dass wir weiter machen müssen.
PS: Nicht vergessen sei: Am 1.Juni 1967 veröffentlichten die Beatles ihre Platte Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band – damals und immer noch Musik in meinen Ohren.
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