von Udo Bonn
Sie liegen da, ein Schnitt durch die Kehle, blutleer. Die Beine gespreizt, in den gefesselten Händen eine Münze. Sieben Tote an sieben Tagen. Fundorte sind die großen historischen Gebäude von Byzanz, Konstantinopel, Istanbul. Die Stadt mit den vielen Namen und der großen Geschichte. Die Münzen sind historisch mit den Prägungen von Byzas, Konstantin, Theodosius, Justinian, Sultan Mehmed II., Sultan Süleyman I. Was verbindet die Toten und wer hat ein Interesse an ihrem Tod?
Schon beim ersten Opfer erfährt Oberinspektor Nevzat, dass aus dem anerkannten Professor für Kunstgeschichte ein geldgieriger Opportunist wurde. Er war Mitglied einer Kommission für Stadtentwicklung, zu der auch das zweite Opfer gehörte, auch er hatte die Achtung seiner Familie verloren, auch er schien Zulieferdienste für krumme Immobiliengeschäfte geleistet zu haben.
Während Inspektor Nevzats Assistentin Zeynep ruhig recherchiert, ist ihr Kollege Ali schnell bei der Hand mit Verdächtigungen. Einmal könnte eine Aktivistengruppe, die gegen die Abrisspolitik der Stadtregierung kämpft, zu den Tätern gehören, immerhin saß ihr Anführer vor Jahren als Radikaler im Gefängnis. Es könnte aber auch eine Islamistenzelle sein.
Ahmet Ümit erzählt in Die Gärten von Istanbul eine Krimigeschichte, aber es ist auch eine Geschichte der Stadt Istanbul, nicht nur die der Gründer, Eroberer, Verteidiger und Verschönerer, und ihres jeweiligen Verhältnisses zu ihrem Gott. Es ist die Geschichte der Bewohner Istanbuls, der Menschen in den alten Vierteln, deren Leben dort zunehmend bedroht wird. Und es sind melancholische Liebesgeschichten, in denen von den Sehnsüchten der Jugend, der Überwindung von Trauer, der Verletzlichkeit von neuen und alten Freundschaften erzählt wird.
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