von Manuel Kellner
Eric Mann: Handbuch Transformatives Organizing. (Übers. Violetta Bock, Michael Heldt.) Köln: Neuer ISP Verlag, 2017. 236 S., € 19,80
Der Titel verrät es: Diese Schrift kommt aus dem angelsächsischen Raum, genauer aus den USA. Ihre Botschaft ist aber global. Der Autor hat eigens zum Erscheinen in deutscher Sprache ein Vorwort geschrieben, das sich an europäische und deutsche Aktive wendet. Darin setzt er sich leidenschaftlich für eine konsequent antirassistische Haltung sowie für den Aufbau von Widerstand nicht nur gegen transnationale Konzerne, sondern insbesondere auch gegen die «eigenen» Staaten ein, die die Interessen des Kapitals vertreten und in der Welt eine imperialistische Rolle spielen.
Es handelt sich nicht um ein von den Inhalten abstrahierendes Rezeptbuch. Jeder einzelne Bestandteil ist durchtränkt vom Ziel einer umfassenden Emanzipation, der globalen Überwindung jeglicher Ausbeutung und Unterdrückung. Schon in der Einleitung wird «Linkes Organizing» nicht nur von «Rechtem Organizing» (etwa des Ku-Klux-Klan oder der Tea Party), sondern auch von «Pragmatischem Organizing» abgegrenzt, das nur begrenzte Teilziele anstrebt, ohne die bestehenden Verhältnisse grundlegend angreifen und revolutionär überwinden zu wollen.
Die einzelnen Bausteine beziehen sich, ausgehend von der radikalen Gegnerschaft zum «eigenen» US-Imperialismus, immer auf zeitgenössische und aktuelle Erfahrungen beim Aufbau erfolgreicher oder zumindest wirkmächtiger Protest- und Widerstandsbewegungen in den USA. Sie zeigen die Methoden, mit denen solche Bewegungen aufgebaut werden können, und wie sich die Aktiven dabei auch selbst verändern. Es geht im Grunde um die Entscheidung, schon hier und heute ein ganz anderes Leben im Dienst der eigenen emanzipatorischen Ziele zu führen.
Der Inhalt des Buches kann in diesen wenigen Zeilen nicht wiedergegeben und kritisch besprochen werden. Manches befremdet ein wenig, z.B. dass unter den «12 Rollen eines erfolgreichen Organizers» die des «Missionars» mit positiver Konnotation genannt wird. Wer von uns möchte schon gerne «missioniert» werden? Doch als Beispiele werden dann Martin Luther King und Malcolm X genannt – also ist das vielleicht nur ein Problem der Wortwahl. Auch «Kader» kann man sein, das sind in dem Fall keine selbsternannten Führer, sondern «die entwickeltsten, engagiertesten und hingebungsvollsten Organizer».
Bei den «16 Fähigkeiten» geht es manchmal um Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit (als erster kommen, als letzter gehen) und Beharrlichkeit («Ein Nein nicht gelten lassen»), aber auch darum, nicht allein zu bleiben und sich eine Basis aufzubauen, sich gut um andere und sich selbst zu kümmern, gut zuzuhören, Positionsbildung auf Tatsachen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu gründen, aber auch einen «klaren Klassenstandpunkt» einzunehmen – und «kämpfen, um zu gewinnen: Alles fordern, viel gewinnen!»
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