von Rolf Euler
…hätten wir die gern, angesichts der Erderwärmung? Eiszeit gibt’s in den massiv elektrisch klimatisierten Hochhäusern der Metropolen und in den Wohnhäusern der Wüstenstädte für die Reichen, mit künstlich bewässerten Golfplätzen. Eiszeit gibt’s aber nicht mehr für die an nordpolare Gewässer angrenzenden Gebiete.
Was gibt es stattdessen? Große Wald- und Buschbrände in den USA und Südeuropa. Heftige Tropenhurrikans. Stürme in Europa. Überschwemmungen in Flussdeltas. Wassermangel in Kapstadt. Verbunden 2017 mit dem zweitwärmsten Jahr seit weltweite Messungen möglich sind, also seit 1880. So schlimm es ist, dass in den USA eine Formation an der Regierung ist, die aus eigennützigen Zwecken den Klimawandel leugnet, so schlimm scheint ebenfalls, dass in der Bundesrepublik eine Parteiengruppe die ehemalige und wahrscheinlich zukünftige Regierung stellt, die zwar in Worten gegen den Klimawandel ist, aber in Taten nicht viel dagegen macht.
2017 war nach Angaben des US-Amts für Wetter und Ozeanografie, NOAA, das wärmste Jahr seit den Aufzeichnungen, wenn man den «El-Niño-Effekt» in 2016 herausrechnet. Zu vergleichbaren Ergebnissen kommn die britische Behörde MetOffice, die das Jahr 2017 auf Platz 3 der Temperaturrekordskala sieht, und die Weltmeteorologieorganisation (WMO). Der Copernicus Climate Change Service und die NASA sehen 2017 sogar auf Platz 2 der wärmsten Jahre.
Die NASA stellte ein Video ins Netz, das vor allem für Asien, Europa und Nordafrika sowie für den Westen Nordamerikas und Australien eine deutliche Anhebung der Durchschnittstemperaturen zeigt. Ein weiterer deutlicher Hinweis auf die ungünstige Klimaänderung ist die Tatsache, dass von den 18 heißesten Jahren seit den Aufzeichnungen 17 mit dem Jahr 2000 beginnen. Sicher kann man aus den Stürmen über Europa – Kyrill vor elf Jahren, Friederike vor einigen Tagen, Ela 2014 im Rhein-Ruhr-Gebiet – nicht allein auf Klimawandel schließen. Aber diese für viele Menschen tödlichen Unwetter gelten als Beispiele für die weltweite Zunahme von Extremwetterereignissen, deren Zahl sich häuft und deren Folgeschäden immer teurer werden.
Diese Folgeschäden gehen aber nicht in die Kostenrechnungen der Energiekonzerne ein. Es zahlen die Betroffenen, die Bahn, der Staat, die jeweiligen Versicherungen – und damit indirekt jeder Bürger über Preise und Steuern. Und es zahlen die betroffenen Bevölkerungen in den armen Ländern, deren Lebensmittel- und Wasserversorgung immer prekärer wird.
Wissenschaftler werden nicht müde zu fordern: Es muss schnell und gleich gegengesteuert werden, es muss ein Wirtschaften erreicht werden, das ohne Schadstoffemissionen auskommt. Die furchterregende Lehre aus den «Groko»-Sondierungen zeigt, dass weder CDU noch SPD in ihren Planungen auch nur annähernd diese Entwicklung ernst nehmen. «Eiszeit» in der Politik, was das nachhaltige Umsteuern angeht.
Siehe auch: www.sonnenseite.com/de/wissenschaft/2017-waermstes-jahr-ohne-el-nino-effekt.html
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