dokumentiert
Erst in 217 Jahren werden Männer und Frauen gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, bliebe es beim aktuellen Reformtempo. Das zeigen Daten des Gender-Gap-Reports.
In Deutschland hat sich die Gleichstellung von Männern und Frauen in diesem Jahr leicht verbessert. Das zeigen die Daten des neuen Gender-Gap-Reports 2017 des Weltwirtschaftsforums. Deutschland landet im diesjährigen Ranking auf Platz 12 im weltweiten Vergleich und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz verbessert. Im Jahr 2006, im ersten Jahr des Reports, schaffte Deutschland es allerdings noch auf Platz 5.
Vor allem in der Wirtschaft hat sich die Situation für Frauen verbessert. Hier wirkt sich etwa die Frauenquote in Aufsichtsräten positiv aus. Das Gesetz für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen, das im Mai 2015 in Kraft trat, hat mehr Frauen in Spitzenpositionen in Firmen gebracht. Auch gründen immer mehr Frauen in Deutschland Unternehmen. Dennoch sind die Werte für Deutschland gerade in diesem Bereich sehr niedrig, da schafft es Deutschland nur auf Platz 43 von 145 möglichen Plätzen.
An anderer Stelle ist die Position der Frauen rückläufig. Im neuen Bundestag sind so wenig Frauen wie seit 20 Jahren nicht mehr vertreten. 17 führende Frauenverbände haben deshalb zuletzt an das neue Parlament appelliert, die für Frauenpolitik zuständigen Ressorts besser auszustatten und frauenpolitische Fragen nicht zu vernachlässigen. Die Beteiligung von Frauen an politischen Ämtern geht ebenfalls in das Ranking ein.
Schaut man sich die weltweite Entwicklung hat, so scheint die Gleichstellung fast zu stagnieren. Weltweit hat sie diese laut Report im Jahr 2017 zu 68 Prozent erreicht. Bei 100 Prozent wären Männer und Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen gleichberechtigt. Im Jahr davor war die sogenannte Gender-Gap-Lücke zu 68,3 Prozent geschlossen, im Jahr 2015 zu 68,1 Prozent.
Seit dem Jahr 2006 stellt das Weltwirtschaftsforum in einem Bericht über die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen (Global Gender Gap Report) dar, zu wie viel Prozent Staaten die Gleichstellung von Männern und Frauen geschafft haben. Berücksichtigt werden dabei verschiedene Faktoren aus den Bereichen Bildung, Gesundheit, Wirtschaft und Politik. So fließt etwa ein, wie viele Frauen das Abitur machen oder ein Studium abschließen, wie groß die Kluft bei den Löhnen und wie hoch der Frauenanteil in Unternehmen und politischen Gremien ist. Auch die durchschnittliche Wochenarbeitszeit für unbezahlte Arbeit wie Hausarbeit, Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen wird berücksichtigt.
Der Rang für jedes Land beschreibt, wieweit der Gleichstellungsprozess vorangeschritten ist; ein Rang von 0,88 bedeutet, dass die Gleichstellung in 88 Prozent aller Bereiche als erreicht gilt.
Im vergangenen Jahr hatten die Experten errechnet, dass es noch 83 Jahre dauern würde, bis Männer und Frauen die gleichen Chancen hätten, wenn sich die Verbesserungen in dem Tempo vollzögen wie bisher. Vom heutigen Stand her wären 100 Jahre nötig. Besonders auf dem Arbeitsmarkt ist die Lage dramatisch: Bei dem aktuellen Reformtempo würden noch 217 Jahre vergehen, bis Männer und Frauen überall auf der Welt die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten.
Quelle: World Economic Forum, Global Gender Gap Report 2017.
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