von Anton Holberg
Der Titel dieses hervorragenden Buches führt etwas in die Irre. Der Fußball ist hier im wesentlichen glücklicherweise nur der Aufhänger für eine umfangreiche Studie einerseits über den alltäglichen Kapitalismus und die in seine DNA eingeprägte Kriminalität unter besonderer Beachtung der Korruption und andererseits über die mit beidem innigst verbundene politische Entwicklung des Nahen Ostens, insbesondere seit dem vermeintlichen Arabischen Frühling und hier dem «Bürgerkrieg» in Syrien, der von Anfang an – auch und keineswegs in letzter Instanz – Teil einer viel älteren imperialistischen Agenda war und ist.
Der Autor belegt in seinem in einem unprätentiösen, «flotten» Stil geschriebenen und folglich sehr angenehm zu lesenden Buch (wären da nicht die deprimierenden Zustände, die er beschreibt) all das durch im wesentlichen selbst für den bürgerlichen Menschen «unverdächtige» Quellen. Sein Literaturverzeichnis umfasst 9 Seiten. Die vier Hauptkapitel und ihre 15 Unterkapitel behandeln der Reihe nach die innen- und außenpolitische und sozioökonomische Entwicklung des Scheichtums Qatar, seinem Weg von einer auf Kamelzug und Perlenfischerei basierenden Stammesgesellschaft hin zu einem wichtigen Player des globalen Monopolkapitalismus dank seines Reichtums, insbesondere an Erdgas, seine Rolle bei der Rückdrängung des arabischen Nationalismus durch die ideologische, wirtschaftliche und – so vor allem in Libyen und Syrien – militärische Förderung des sunnitisch-islamischen Fundamentalismus vor allem in Gestalt der Muslimbruderschaft, und die Auswirkungen des in diesem konkreten Fall auf Qatar fokussierten internationalen Korruptionsnetzes auf den Fußball, eine Sportart, in der – soweit es seine Profivariante anbelangt – die Fans nur noch Staffage für Geschäfte sind, bei denen es um ökonomische und politische Gewinne und Verluste in einem Ausmaß geht, die sich diese Sportliebhaber nicht in ihren kühnsten Träumen ausmalen können.
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