Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 05/2018
Köln: Kiepenheuer& Witsch, 2018. 448 S., 14,99 Euro
von Udo Bonn

Anna Hartmann ist verschwunden. Kurz vor ihrem Karrieresprung in Richtung IWF, immer noch im Dienst der Troika, diesem erpresserischen Gremium, das für Kredite an Griechenland die fragile Sozialstruktur zerstören und staatliches Eigentum verhökern lässt, ist die junge Frau nicht mehr auffindbar. Die Videoaufnahmen der irischen Botschaft in Berlin sind nicht eindeutig. Hat sich Anna Hartmann aus ihrem Job und ihrem privaten Umfeld einfach zurückgezogen oder ist sie entführt worden? Die Polizei ermittelt nicht, und so sucht das Auswärtige Amt nach einem Privatermittler und engagiert Georg Dengler, Ex-BKA-Zielfahnder und zentrale Figur in Wolfgang Schorlaus Reihe von Politkrimis, die sich mit der aktuellen und, wie in diesem Fall, älteren deutschen Geschichte befassen. Denn parallel zu Denglers Untersuchungen erzählt Schorlau von der Besatzung und Ausplünderung Griechenlands durch die Wehrmacht und von dem Massaker in der kleinen Ortschaft Distomo, an dem der Offizier Gero von Mahnke und sein Untergebener und Freund Otto Hartmann beteiligt waren.

Zurück ins Jahr 2017. Es ist nicht das erste Mal, dass Dengler  schnell an die Grenzen seiner Möglichkeiten stößt. Dreimal scheint er einen Spuransatz zu haben, dann aber fallen tödliche Schüsse, und eine Sonnenbank wird zum Grill. Langsam wird Dengler klar, dass er mehr über die Ursachen der Griechenlandkrise wissen muss, und so bittet er seine Freunde und seinen Sohn, ihm bei der Recherche zu helfen. Und wie Schorlau hier die Ergebnisse der Untersuchungen präsentieren lässt, zeigt den Sonderstatus des Schriftstellers. Auf wenigen Seiten wird anschaulich dargestellt, wie aus einer Spekulationsattacke auf den Euro ein gezielter Angriff auf das wirtschaftlich schwächste Land der Eurozone wurde, wie fiktives Kapital nach Anlage in der Realwirtschaft sucht und wie die Propaganda der Schund- und Qualitätsmedien Deutschlands den eigentlichen Zweck der «Rettungsgelder» systematisch verdeckten: Nicht Griechenland wurde gerettet, sondern deutsche und französische Banken. Und dann gibt es noch den großen Plan, dem sich eine Stiftung in Andenken an Hermann Josef Abs widmet: ein geeintes Europa unter deutscher Führung.

Allein für diesen in Krimiform gegossenen Unterricht lohnt es sich, Der große Plan zu lesen, trotz der manchmal holprigen Dialoge und der Häufung an Zufälligkeiten, die die Handlung voranbringen sollen.

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